Trotz kontroverser Meinungen besuchte der Domprobst Poul Henning Bartholin am Samstag die Grimhøj-Moscheen. „Es ist mir wichtig, den Dialog zu ihnen aufzunehmen“, sagte er.

Die Moschee wurde oft als ein „Terrornest“ von Nasers Khader bezeichnet und dieser hat eine ganze Reihe von äußerst umstrittenen Aussagen gemacht, was aber Poul Henning Bartholin, den Dekan der Aarhus-Kathedrale, nicht abschreckt und ihn nicht von der Kontaktaufnahme mit der Grimhøj-Moschee entmutigt.

Die Moschee hatte an diesem Wochenende die Türen für die Öffentlichkeit geöffnet, und der Dekan folgte am Samstagnachmittag mit einer Handvoll von Nicht-Muslimen der Einladung.

„Das gegenseitige Verständnis zwischen den Religionen ist wichtig, und deshalb sollte man ihnen zuhören, wenn die Grimhøj-Moschee versucht, sich zu öffnen“, sagte Poul Henning Bartholin während seines Besuchs.

Aber fürchten sie nicht, mit Ihrem Besuch die Ansichten der Moschee zu legitimieren?

„Es sind Ansichten, für die ich in keiner Weise bürgen kann, aber ich denke auch, dass man sie nicht verallgemeinern sollte, und mit einzelnen Aussagen muss man vorsichtig umgehen. Ich werde keine radikalen Christen das Bild der Kirche oder des Christentums zeichnen lassen, und in der gleichen Art und Weise, darf die Gesellschaft sich nicht das Bild über den Islam von ein paar extreme Muslime zeichnen lassen“, sagte Poul Henning Bartholin.

Der Besuch des Dekans Grimhøj-Moschee geht auf eine Einladung zurück, die er bereits im vergangenen Jahr von der Moschee erhalten hatte.

„Letztes Jahr hatten wir eine Gruppe Muslime von dieser Moschee hier in unseren Dom eingeladen, um über das Christentum zu sprechen, und jetzt ist es an mir, diesen Besuch zu erwidern“, erklärt Poul Henning Bartholin.

Seit dem Besuch in Aarhus Kathedrale im letzten Jahr, begleitet von TV2 mit der Dokumentation „Moscheen hinter dem Schleier“, wurde jedoch mehr Schatten über die Grimhøj-Moschee geworfen, als man zuvor vermutet hatte, wie junge Menschen für den islamischen Staat radikalisiert werden.

Der TV2 Dokumentarfilm zeigte unter anderem, wie der Grimhøj-Moschee Imam Abu Bilal die Steinigung von Ehebrecherinnen lehrt, und wie heimlich gemachte Aufnahmen zeigen, dass ein Imam im Detail erklärt, wie die Gläubigen ihre Kinder schlagen sollten.

„Obwohl ich Abu Bilals Ansichten unter keinen Umständen teile, kann ich mit ihm reden. Es ist der Beginn eines demokratischen Dialogs“, sagte Poul Henning Bartholin.

„Die Grimhøj-Moschee hatte den Plan für einen Tag der offenen Tür schon seit langer Zeit in der Schublade, aber dann kam die kritische TV-Dokumentation mit dem Titel „Moscheen hinter dem Schleier“ und änderte zunächst alles“, erklärt der Sprecher der Moschee Oussama El-Saadi.

Doch die Moschee hofft, einige der Vorurteile abzubauen, die durch die Medien verstärkt wurden, denn die  Grimhøj-Moschee hat sich zwischenzeitlich weiterentwickelt.

„Wir sind mehr als das, was in den Medien über uns veröffentlicht wird, und das wollen wir den Dänen und Nicht-Muslimen zeigen“, sagt Oussama El-Saadi.

Es gibt heute nicht sehr viele Dänen hier. Was denken Sie, woran es liegt?
„Wir können nicht leugnen, dass wir einen sehr schlechten Ruf haben. Und das schreckt genug ab, so dass viele Dänen nicht kommen. Aber genau das ist es, was wir zu ändern hoffen. Dann kommen das nächste Mal vielleicht mehr“, sagt Oussama El-Saadi.

von

Günter Schwarz – 23.05.2016