Die 23jährige dänisch-kurdische Joanna Palani kämpfte in Syrien gegen Soldaten des „Islamischen Staats“ aber auch gegen bewaffnete Kräfte des syrischen Assad Regimes.

„Die Soldaten des „IS-Staates“ sind leichter zu töten als Assads Soldaten“, sagt die junge Frau, die jetzt täglich Politik und Philosophie studiert. Joanna Palani hat einen dänischen Pass und ist in Dänemark gemeldet, und sie hatte ein polizeiliches Reiseverbot nach Syrien und in den Irak, was aufgrund ihres Widerspruchs vom Stadtgericht København bestätigt wurde.

Die dänische Frau kämpfte schon mehrfach gegen den IS in Syrien und dem Irak. Sie wurde in einem Flüchtlingslager im Irak geboren und zog später mit ihrer Familie nach Kopenhagen. Bereits mit neun Jahren schoss Joanna zum ersten Mal mit einem Gewehr in Finnland – und sie waren begeistert!

Im Jahr 2014 ging sie erstmals erst in den Irak und dann nach Syrien, wo sie auf kurdischer Seite zunächst für die YPG (kurdisch: Yekîneyên Parastina Gel) und dann für die Peshmerga kämpfte, Erst blieb sie für sechs Monate, um zu kämpfen, und daraus sind bis zuletzt zwölf Monate geworden, die sie im Kampf verbracht hat.

IS Kämpfer sind leichter zu besiegen

Ihrer Erfahrung nach besteht ein deutlicher Unterschied zwischen dem Kampf gegen IS-Soldaten und dem gegen die Truppen des syrischen Präsidenten Bashar al-Assad. „IS-Kämpfer sind sehr einfach zu töten, denn IS Kämpfer sind wirklich bereit, ihr eigenes Leben zu opfern, aber Assads Soldaten sind wirklich gut ausgebildet, und sie sind Spezialisten als Tötungsmaschinen“, sagt Joanna Palani. Assads Truppen sind dafür bekannt, bei gleichzeitig laufenden Bomben- und Gasangriffen anzugreifen. Es wird davon ausgegangen, dass das syrische Regime den Tod von mehr als 180.000 Zivilisten zu verantworten hat und für zahllose Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit verantwortlich ist.

Ausgebildete junge Mädchen

Ferner berichtet Joanna Palani auch, dass sie Frauen und junge Mädchen trainieren, Soldaten, zu werden und wie stolz diese dann sind, mit an die Front gehen zu dürfen. Joanna beschreibt die Mädchen als „sehr mutig“.

Neben der Erfahrung, die IS-Soldaten leichter besiegen zu können als Assads Kräfte, hatte Joanna Palani auch erschreckende Kontakte mit der Terrorgruppe, die sie mit eigenen Augen sah. Zu Beginn des Jahres 2015 war Joanna Palani mit dabei, die Stadt Mosul zu befreien, und hier stießen sie auf eine große Gruppe von Kindern, die vom IS gefangen gehalten worden waren. Die Kinder sind allesamt sexuell missbraucht worden. Besonders junge Mädchen waren irgendwo eingeschlossen und wurden entweder nahezu ständig vergewaltigt oder sogar an Soldaten ausgeliehen, sagt Joanna Palani.

Ihren Worten nach waren alle Mädchen unter 16 Jahre. Es war sogar eine unter ihnen, die erst 11 Jahre alt und mit Zwillingen schwanger war. Sie starb bei der Geburt der Kinder während Joanna ihre Hand hielt. Ein zufällig anwesender Arzt schimpfte lauthals, als sie ihm erklärte, Soldaten seien für die Vergewaltigung verantwortlich gewesen.

Nie wieder nach Hause?

Da die gemachten Erfahrungen und Erlebnisse sehr hart waren, hatte Joanna manchmal Angst, sie würde nie wieder nach Hause zurückzukehren. Eigentlich gab es nicht einen einzigen Moment, an dem sie lieber zu Hause als in Syrien gewesen wäre, wenn sie es nicht als ihre Pflicht angesehen hätte, dort bleiben zu müssen, gesteht sie.

Doch sie hatte sie sich im Jahr 2015 nur für eine kurze Zeit von 15 Tagen genommen, nach Kopenhagen zurückzukehren, um ihre Eltern zu besuchen und da ihr die Reise kostenlos angeboten worden war. Nach drei Tagen in Dänemark, wurde ihr von der Polizei mitgeteilt, dass ihr Pass nicht mehr gültig sei. Auch wurde Joanna Palani mitgeteilt, ihr drohen bis zu sechs Jahren Haft, wenn sie nach Syrien zurückzukehren versucht.
Fühlt sie sich betrogen?

Sie sagt, über die dänische Regierung sei sie wütend und dass sie viele Menschen in Syrien enttäuscht habe, da sie nicht dorthin zurückkehren kann. Sie hatte da eine wichtige Rolle in der Ausbildung von Frauen und Mädchen an der Waffe übernommen, die sie jetzt nicht fortführen könne.

Und jetzt steht Joanna Palani vor der Wahl: Wird sie zurückgehen und kämpfen mit oder ohne ihren  dänischen Pass – oder wird sie abwarten können und hoffen, dass sich die gesetzlichen Bestimmungen ändern werden?

von

Günter Schwarz – 28.05.2016