Warum steht er vor einer IS-Flagge? Warum steht er als Regale Omar Hussein auf einer durchgesickerten IS-Mitgliederliste? … Es gibt viele Fragen an den Angeklagten Syrien-Krieger, den 24-jährigen Hamza Cakan, der jetzt zum ersten Mal vor dem Gericht in Glostrup im Nordosten der dänischen Insel Sjælland spricht.

Bisher trat der erste dänische Syrien-Krieger, der wieder zu Hause ist, nur als Zuschauer in dem Prozess auf, was ihm schließlich noch mehr Jahre hinter Gitter einbringen kann. Aber heute Morgen brach der Angeklagte Syrien-Krieger Hamza Cakan schließlich sein Schweigen in dem historischen Gerichtsgebäude in Glostrup und sagte erstmals aus.

Hamza Cakan ist im Jahr 2013 für die Terrororganisation Islamischer Staat nachweislich mindestens einmal in den Kampf gezogen. Doch hat er die Terrororganisation nicht nur im Kampf, sondern auch finanziell unterstützt. Er wurde im März 2015 am Flughafen Kopenhagen verhaftet, als er angeblich wieder versuchte, das Land in Richtung Syrien zu verlassen. Die Verhaftung erfolgte nur zwei Tage, nachdem die Behörden ihm seinen Pass entzogen hatten und er sich weigerte, ein Reiseverbot aus Dänemark zu befolgen, weil seine radikalen Ansichten mehr als alarmierend waren.

Zweitägige Befragung des Syrien-Kriegers

Prozessbeginn war Anfang Mai, und der Angeklagte Cakan hatte seinen Namen von Cakan auf  Cifti geändert. Er weigerte sich zunächst im Prozess dazu Stellung zu nehmen. Dieses steht im Gegensatz zur normalen Praxis, aber heute stimmte er zu, von der Staatsanwaltschaft dazu befragt zu werden.

Das Gericht hat zwei ganze Verhandlungstage dafür angesetzt, Hamza Cakan zu befragen, wobei sich die Frage ergibt, wie er auf die ganze Reihe von Beweismitteln und Zeugenaussagen reagiert, die dem Gericht bislang vorliegen.

Beweise zuhauf

Zuvor waren sowohl seine Schwester als auch sein Bruder vom Gericht bestellt, gegen ihn auszusagen. Weinend erklärten beide, wie sie und andere Mitglieder aus der Familie im Jahr 2013 in das Grenzgebiet zwischen der Türkei und Syrien gereist waren, und sie gemeinsam mit einer Gruppe aus dem IS nach dem Bruder und Sohn suchten, um ihn nach Hause zu holen.

Wie der junge dänisch-türkische ehemalige Pizzeria Besitzer seinen Auftrag erklärt, in das Kriegsgebiet gegangen zu sein und sich aktiv am Kampf beteiligt zu haben, wirft zweifellos viele Fragen auf, auf die Natalya Lindberg von der Anklage Antworten sucht.

Warum befinden sich auf „Ciftis“ Handy Fotos, auf denen er, Cakan, mit ausgebreiteten Armen vor einer schwarzen IS-Flagge posiert, und warum er ein Video gedreht hatte, der „Schießpulverfass-Terrorist“ Omar Hussein zu sein

Handy Genosse: Er prahlte mit abgeschlagenen Köpfen

Hamza Cakan hat sich angeblich geweigert, terroristische Handlungen begangen zu haben. Aber die insgesamt gegen ihn vorliegenden Ton- und Bildbeise, stellen diese seine Behauptung ad absurdum.
Unter anderem sagte ein ehemaliger Mithäftling, der jetzt in einem Zeugenschutzprogramm steht, in der vergangenen Woche vor Gericht aus, wie Cakan damit prahlte, sogar als „heiligen Krieger“ in Syrien tätig gewesen zu sein. Nicht zuletzt, wie er angeblich Menschen die Köpfe abschnitt.

Seit Anfang dieses Jahres sickerten mehr als 22.000 Dokumente aus dem IS durch, die dem Gericht vorliegen, und unter anderem war auch Ciftis Name auf der Liste der IS-Krieger zu finden. Es wird erwartet, dass er damit während der Vernehmung konfrontiert werden wird.

Gestern wies die Strafverfolgung auch eine Verbindung zwischen Cakan und dem anderen verdächtigten Syrien-Krieger nach, der vor Gericht ausgesagt hatte. Unter anderem hatten beide wenig Telefonkontakte vor Cakans geplanter Abreise nach Syrien.

Wird Hamza Cakan schuldig gesprochen, riskiert er neben einer langjährigen Haftstrafe auch für immer seine dänische Staatsbürgerschaft zu verlieren, und er wird von Dänemark deportiert und mit einem lebenslänglichen Einreiseverbot belegt werden.
Das Urteil in diesem Prozess wird für Ende Juni erwartet.

von

Günter Schwarz – 07.06.2016

Zeichnung: Gericht Glostrup