Der heute 74-jährige Mann schrieb im August 2015 auf Facebook, nachdem das Gebäude der Islamischen Glaubensgemeinschaft im Nordwestquartier von Køpbenhavn angesteckt worden war:

„Ich spendiere gerne einen Kanister Benzin.“

Gut, es ist durchaus legitim, pro oder kontra einer Religion oder Religionen ganz allgemein zu sein, aber dennoch sollte man, besonders wenn man etwas aus welchen Gründen auch immer ablehnt, gewisse Schranken des Anstandes nicht überschreiten. Ein 74-jähriger sollte zumindest das aufgrund seiner Lebenserfahrung gelernt haben – aber es gibt halt Ausnahmen, die die Regel bestätigen.

Jetzt hat das Gericht in Nykøbing Falster so eine „Ausnahme“, den 74-jährigen Mann, zu 60 Tagen Haft auf Bewährung verurteilt. Dass das Urteil auf Bewährung gefällt wurde, sei dem Alter und dem Gesundheitszustand des Mannes geschuldet, so Staatsanwalt Emil Folker.

Der Mann muss also nicht in Haft, wenn er sich ein Jahr lang gesetzestreu verhält.

Das Feuer in dem Gebäude konnte damals schnell gelöscht werden. Von den vielen Kindern und Jugendlichen, die sich dort aufhielten, wurde niemand verletzt.

„Inakzeptabel, im öffentlichen Raum zu Kriminalität aufzurufen!“

Doch in den sozialen Medien wurde danach scharf mit Worten geschossen – und zwar vor allem gegen die Muslime. In der öffentlichen Gruppe „Nein zu Moscheen – Aufrichtig“ kommentierte dann der 74-Jährige mit „Ich spendiere gerne einen Kanister Benzin“.

Die ausgesprochene Strafe entspricht den Erwartungen der Staatsanwaltschaft. „Selbst wenn es nur einige Sekunden dauert, das zu schreiben, zeigt das Urteil, dass es Konsequenzen hat. Es ist Ausdruck dafür, dass es inakzeptabel ist, Äußerungen zu bringen, die im öffentlichen Raum zu so ernsthafter Kriminalität aufrufen“, sagt Folker.

Der Rentner hatte bei der Verhandlung die Vorwürfe zurückgewiesen. Es sei nicht seine Absicht gewesen, andere zu einem Verbrechen aufzufordern, sagte er und legte Widerspruch gegen das Urteil ein.

Der Täter aus dem August, ein 35-Jähriger, wurde kürzlich vom Gericht auf Frederiksberg zur Unterbringung in der Gerichtspsychiatrie verurteilt. Nach Absitzen der Haft soll der Mann aus Moldawien des Landes verwiesen werden.

Zenia Stampe empört über Verharmlosung rechter Hetze

Die Abgeordnete der Radikalen Venstre, Zenia Stampe, empört sich unterdessen über das Urteil und den Umgang der Presse damit. Dass der Islamist Said Mansour des Landes verwiesen werden soll, weil er zu Terror aufgerufen hat, habe überall Schlagzeilen gemacht, wenn jetzt ein Däne dazu aufrufe, werde dass mit Überschriften wie „Pass auf, was Du auf Facebook schreibst“ abgetan. „Der Mann hat nicht ’nur‘ etwas auf Facebook geschrieben. Er hat zu Terror aufgerufen und ihn gerühmt“, so Stampe. „Wann hört ihr endlich damit auf, auf eine Weise zu schreiben, wenn es um dunkelhaarige Dänen geht, und auf eine andere Weise, wenn es um hellhaarige Dänen geht?“

von

Günter Schwarz – 10.06.2016