Seit zwei Jahren lebt der Syrer Ismail Ibo in Dänemark. Der Elektrotechniker wünscht sich nichts sehnlicher als eine Arbeit. An seinen dänischen Sprachkenntnissen dürfte es allerdings nicht scheitern, denn die sind gut. Seine Erwerbslosigkeit war Anlass genug für ihn, heute im Alsion am „Potenzial-Tag“ teilzunehmen, um sich potenziellen Arbeitgebern vorzustellen. Das Kompetenz- und Integrationscenter der Kommune Sønderborg hatte dazu eingeladen. Es ging darum, Flüchtlinge über den Arbeitsmarkt in ihrem Integrationsprozess zu unterstützen und den Firmen notwendige Arbeitskraft zuzuführen. Laut einer Analyse von Dansk Industri werden 2025 mindestens 35.000 Fachkräfte am Arbeitsmarkt fehlen.

Diese Zahl nannte Jørgen Mads Clausen, Aufsichtsratsvorsitzender von Danfoss. Er hatte mit Kommune, Organisationen und Firmen die „Asylgruppe in Sønderborg“ ins Leben gerufen. Das Ziel ist. Asylbewerber so schnell wie möglich in den Arbeitsmarkt zu nekommen. „Doch die Juristen haben es uns sehr schwer gemacht“, erklärte er. Wie „gaga“, so sein Wortlaut, das System sein kann, machte er am Schullehrlingsplatz deutlich, der für Juristen eine Option für Asylbewerber sein könnte: „Der ist für junge Leute ohne Berufserfahrungen“, sagte Clausen.

Jørgen Mads Clausen fand, entgegen Meldungen von Christiansborg, dass die dänische Sprache zweitrangig sei, Hauptsache der Flüchtling könne Englisch, das Dänische würde im Laufe der Zeit schon hinzukommen. Aber – weder Wirtschaft noch Kommunen – könnten die Aufgabe allein schaffen. Es bedürfe der Bürger und ihres Engagements.

Das mit der Sprache sah Ayham Jehad Abu Al-Neaj anders. Er macht seit fünf Monaten ein Praktikum bei IPnordic, Gravenstein. „Dänen reden gerne Englisch. Am ersten Tag habe ich gesagt, sie sollen Dänisch mit mir reden, und am dritten Tag sprachen sie immer noch nur Englisch mit mir. Das ärgert mich“, sagt er.

Für ihn öffnet die Sprache auch die Tür zu dänischen Traditionen, zur Kultur, zu Gebräuchen, denn „Land und Leute“ zu verstehen und zu kennen, sind für ihn als Flüchtling aus Syrien die größte Schwierigkeit.
20 Flüchtlingen will der Danfoss-Konzern auf andere Art auf den Arbeitsmarkt vorbereiten, wie Burkhardt Winski erklärte. Er ist für die Berufsausbildung beim Konzern verantwortlich. Danfoss wird ab September 2016 das Projekt „Talent Management“ durchführen. 20 Flüchtlinge erhalten notwendige Kenntnisse, damit sie im Januar 2018 eine Berufsausbildung beginnen können. Daran beteiligt sind auch OJ Electronics und Sønderborg Fornikling. „Soll das Projekt glücken, müssen mindestens zehn Firmen mitmachen“, erklärte Burkhardt Winski.

von

Günter Schwarz – 15.06.2016