Man könnte meinen, die britische Diskussion über den Verbleib in der EU würde auch den dänischen Widerstand gegen die EU schüren, aber eine aktuelle Meinungsumfrage von Norstat für Altinget zeigt, dass das skeptische Dänemark (derzeit) in der europäischen Gemeinschaft bleiben will – auch wenn die Briten vor dem möglichen Austritt stehen.

Grob gesagt: Die Dänen wollen die EU und ihre Anhänger immer wieder gerne ärgern und stimmen auch schon Mal gegen die EU, aber es bleibt eben beim  „kleinen“ Protest.  Den großen Schritt aus der Gemeinschaft wagen die Dänen (noch) nicht. 49 Prozent wollen in der EU bleiben, während 31 Prozent aussteigen würden [dabei ist der Anteil der Aussteiger bei den EU-Skeptikern in der Dansk Folkeparti (Dänische Volkspartei) doppelt so hoch].

Der Anteil der EU-Fürsprecher ist sogar seit einer ähnlichen Meinungsumfrage gestiegen – was in Dänemark fast schon historisch ist. Für die Abschaffung eines der vier dänischen EU-Vorbehalte würde die EUphorie aber sicherlich nicht reichen, denn Dänemark erhofft sich vom britischen Aufbäumen gegen die mächtige EU – ob es jetzt zum Brexit kommt oder nicht – ebenfalls Zugeständnisse der großen EU-Familie auf mehr Eigenverantwortlichkeit aller Mitgliedsstaaten.

Bisher hat sich die EU von der dänischen Skepsis nicht aufhalten lassen, aber wenn Großbritannien und danach vielleicht außerdem andere auf die EU-Bremse treten, dann muss die Europäische Gemeinschaft neue Wege der Zusammenarbeit einschlagen – aber auch eine große Portion Überzeugungsarbeit leisten.

Der Abstand und damit das Unverständnis zu Beschlüssen der EU ist in der Bevölkerung zu groß geworden, und große politische Herausforderungen wie die Flüchtlingskrise konnten nur unbefriedigend bis gar nicht gelöst werden, unverständliche EU-Regelungen wie zuletzt im Landwirtschaftsbereich  und das Gefühl, die EU sei ein bürokratisches, ungesättigtes Monster sind nur einige der Problemfelder, die auf Lösungen warten.

Denn es reicht nicht, dass die Dänen die EU scheinbar nicht verlassen wollen. Das ist zunächst zwar positiv, aber so richtig weiter bringt es das dänisch-europäische Verhältnis auch nicht.

von

Günter Schwarz – 17.06.2016