Die Autorin von Pippi Langstrumpf, Astrid Lindgren, wurde weltberühmt – Die Illustratorin der Figur Pippi Langstrumpf, Ingrid Vang Nyman, kennt kaum jemand.

Man braucht nicht unbedingt nach Schweden zu reisen, um in die Fußspuren von Pippi Langstrumpf zu treten. Eine kurze Autofahrt nach Vejen (Sønderjylland) nördlich der Kongeå (Königsau) reicht völlig aus.

Die für ihren eigenwilligen Stil bekannte Buchillustratorin, Ingrid Vang Nyman, wurde am 21. August 1916 in Gramgård bei Vejen, Sønderjylland (Südjütland) geboren. Sie gestaltete die 1945 erschienene Originalausgabe von Astrid Lindgrens Pippi-Langstrumpf-Geschichten, die seither vielen Kindern dieser Welt so viel Freude bereiten. Sie wurden bislang in 70 Sprachen übersetzt und mehr als 66 Millionen Mal verkauft.

In Vejen hat sich das Kunstmuseum auf das rothaarige, schwedische Mädchen spezialisiert – das heißt eher auf ihre „Mutter“. Nein, eben nicht Astrid Lindgren, sondern Ingrid Vang Nyman.


Ingrid Vang Nyman
Während Astrid Lindgren unter anderem durch Pippi Langstrumpf Weltruhm ereilte, ist die Zeichnerin der Comicfigur weitgehend unbekannt geblieben. Oder wussten Sie vielleicht, wer Ingrid Vang Nyman ist? Die Zeichnerin ist quasi Pippis dänische Mutter – eine gebürtige Jyllanderin.

Ingrid Vang Nymann stammt aus Gramgård in der Nähe von Vejen und Haderslev. Ihr Vater starb, als sie erst sieben war an Tuberkulose. Auch Ingrid erkrankte daran und wurde zur Kur nach Italien geschickt, erzählt Museumsleiterin Teresa Nielsen in der neuesten Ausgabe von „Kunst omkring Trolden (Kunst um den Troll)“.

Als junge Frau ging Ingrid Vang nach København, wo sie an der Kunstakademie studierte. Hier lernte sie den schwedischen Maler und Autor Arne Nyman kennen. Das Paar heiratete und zog 1943 nach Stockholm, aber die Ehe währte nur kurz. Ingrid Vang Nyman blieb jedoch in Schweden und hatte in Stockholm verschiedene Aufgaben als Zeichnerin. 1945 bat sie der Verleger Hans Rabén, ein Kinderbuch der damals ebenfalls unbekannten Schriftstellerin Astrid Lindgren zu illustrieren. Pippi Langstrumpf wurde seither ein Welterfolg. Ingrid Vang Nyman hatte jede Menge Aufgaben, so zeichnete sie beispielsweise auch die Figuren für Astrd Lindgrens „Die Kinder von Bullerbü“ aber sie hatte es dennoch nicht leicht. Sie hatte ein bewegtes Leben seit ihrer Kindheit, ein Schlittenunfall und ihre Psyche zwangen sie schließlich 1952 zurück zu Verwandten nach Dänemark, wo sie in psychiatrische Behandlung ging – ohne Erfolg. Am 13. Dezember 1959, am Luciafest, nahm sie sich schließlich das Leben.

Sonderausstellung

Das Kunstmuseum in Vejen hat über die Jahre Werke von Ingrid Vang Nyman erworben und nach dem Tode ihres Sohnes, Politiken-Zeichner Peder Nyman, auch einiges geerbt. Das Museum hat seit 2000 mehrere Nyman-Ausstellungen gezeigt und präsentiert jetzt anlässlich ihres 100. Geburtstags ab dem 21. August eine Sonderausstellung. Darin geht es natürlich um ihre Pippi-Zeichnungen, aber auch um ihre Faszination für Grönland (obwohl sie nie dort war – aber ihr Onkel Peter Freuchen war Polarforscher). Zum 100. wird außerdem ein Buch über das Leben von Ingrid Vang Nyman erscheinen.

Für Kinder gibt es während der Ausstellung, die bis zum 19. März 2017 zu sehen ist, auch eine Pippi-Spiellandschaft mit der Villa Villekulla oder der Villa Kunterbunt, wie die Deutschen sagen. Pippis Pferd „Kleiner Onkel“, ihr Äffchen „Herr Nilson“ und viele andere ihrer Spielsachen dürfen natürlich auch nicht fehlen.

von

Günter Schwarz – 18.06.2016