Kursrutsch an den Börsen, herbe Verluste für den Euro und das britische Pfund: Die Briten sorgten für Unruhe auf den Finanzmärkten, da man von einem Verbleib der Briten in der EU ausgegangen war .

Volkswirte erwarten eine steigende Arbeitslosigkeit und Rezession in Großbritannien; die Auswirkungen für den EU-Raum sind nach Ansicht der Experten jedoch weniger dramatisch.

Es war schlicht ein Desaster, was sich gestern zu Handelsbeginn an den europäischen Börsen abspielte, der nur vergleichbar mit der Pleite der Investmentbank Lehman Brothers im Herbst 2008 war. Es ging mit den Kursen teilweise zweistellig nach unten; erst im Verlauf des Tages beruhigte sich die Situation etwas. Die Börsen blieben aber sweltweit im roten Bereich.

Die Panik hat einen einfachen Grund: Auf den Finanzmärkten ist man davon ausgegangen, dass sich die Briten doch für einen Verbleib in der EU aussprechen. Seit Tagen waren die Aktienkurse gestiegen, vor allem am vergangenen Montag gab es deutliche Kursgewinne. Auch das britische Pfund stieg auf den höchsten Stand seit Jahresbeginn. „Da haben sich sämtliche Ökonomen, Analytiker und Märkte gründlich verschätzt“, sagte gestern Friedrich Mostböck, Chefanalyst der Erste Group.


Entsetzen an der Frankfurter Börse: Der Kursverfall erinnerte die Aktienhändler an die Pleite von Lehman Brothers im Herbst 2008.
Notenbanken vorbereitet

Dass sich die Lage im Tagesverlauf wieder etwas beruhigte, hat auch mit dem Verhalten der Notenbanken zu tun. Anders als im Herbst 2008 waren sie vorbereitet und konnten sofort reagieren. Die Bank of England erklärte schon am Morgen, sie stehe bereit, um Verwerfungen an den Finanzmärkten einzudämmen. Frankreichs Notenbankchef und Mitglied des Rates der Europäischen Zentralbank (EZB), Francois Villeroy de Galhau, sagte in einer ersten Reaktion: „Wir sind mobilisiert und entschlossen.“ Auch die Schweizerische Nationalbank intervenierte sofort, um einen allzu starken Anstieg des Franken zu verhindern.

Was den Euro und das britische Pfund angeht, konnte die Notenbank freilich einen deutlichen Wertverlust gegenüber anderen Währungen nicht verhindern. Das britische Pfund sank prompt auf den tiefsten Wert seit 1985, weil Anleger zum Teil panikartig Geld aus Großbritannien abzogen. Auch der Euro litt gegenüber dem US-Dollar um ca. 3 Prozent.

von

Günter Schwarz – 25.06.2016