Überraschend verzichtete der profilierteste Brexit-Befürworter bei den Tories, Boris Johnson, seine Kandidatur zum britischen Premierminister, den die Konservativen auf einem Parteitag der Tories am 9. September bestimmen wollen.

Als sich Boris Johnson von Cameron absetzte und bei den Tories an die Spitze der Brexit-Befüworter setzte, gingen alle davon aus, er wolle sich so als neuer britischer Premier ins Spiel bringen. Heute erklärte Johnson überraschend seinen Verzicht auf eine Kandidatur.

Der profilierteste Brexit-Befürworter ließ sich viel Zeit, als heute bei den Tories die Bewerbungsfrist für die Kandidaten um den Parteivorsitz und damit das Amt des Premierministers ablief – und sorgte für eine Überraschung.

Boris Johnson will nicht als Nachfolger des scheidenden David Cameron Premierminister von Großbritannien werden. Er habe entschieden, sich nicht zur Wahl zu stellen, erklärte der frühere Londoner Bürgermeister, den so viele als aussichtsreichsten Bewerber sahen.

Johnson sagte hinsichtlich der Nachfolgefrage: „Ich werde nicht diese Person sein“. Gleichzeitig verteidigte er sein Eintreten für einen Brexit: „Die Propheten des Untergangs liegen beim Brexit falsch.“

Der neue Premierminister müsse die Konservative Partei einen, betonte Johnson. „Das ist unsere Chance.“ Es sei an der Zeit, eine Wirtschaft zu erschaffen, bei der jeder vom Erfolg profitiere. Zugleich wandte sich Johnson gegen eine fremdenfeindliche Stimmung in Teilen des Brexit-Lagers. „Immigranten sind willkommen“, erklärte er.

Johnson war das Gesicht der Brexit-Kampagne und hatte maßgeblichen Anteil an ihrem Erfolg. Der einstige Cameron-Freund und EU-Befürworter wandelte mit der Ausrufung des Referendums seine Haltung gegenüber der Europäischen Union, was allgemein damit erklärt wurde, daß er sich so für eine Cameron-Nachfolge profilieren wollte.

Mit dem Rückzug Joahnsons gilt jetzt die Innenministerin Theresa May als klare Favoritin für die Cameron-Nachfolge.

von

Günter Schwarz – 01.07.2016