Nach dem gescheiterten Aufstand von Teilen des Militärs greift der türkische Präsident Erdogan hart durch. Bei einem Nachbarn kommt das nicht gut an, z. B, bei Syriens Machthaber Assad. Der geht Erdogan nun mit scharfer Kritik an.

Syriens Präsident Baschar al-Assad hat dem türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan vorgeworfen, den gescheiterten Putschversuch zu seinen Zwecken auszunutzen. In einem Interview mit der kubanischen Nachrichtenagentur Prensa Latina sagte Assad, Erdogan wolle „sein eigenes extremistisches Projekt umsetzen, das der Muslimbrüder“. Das sei „gefährlich für die Türkei und ihre Nachbarländer, einschließlich Syrien“.

Assad vermied es, die Frage zu beantworten, ob er sich einen Sieg der Putschisten gewünscht habe. Dies sei eine „türkische Angelegenheit“ und das türkische Volk müsse entscheiden, sagte er. Zugleich fügte er hinzu, wichtiger als der Staatsstreich seien die von Erdogan und seinem „Klüngel“ zuletzt ergriffenen Maßnahmen – eine Anspielung unter anderem auf die Massenentlassungen von Militärs, Richtern und Lehrkräften.

Damaskus wirft der islamisch-konservativen Regierung in der Türkei seit dem Beginn des syrischen Bürgerkriegs im Frühjahr 2011 vor, die für Assads Sturz kämpfenden Rebellen zu unterstützen. Der Sitz der in der Syrischen Nationalen Koalition zusammengeschlossenen Assad-Gegner im Exil befindet sich in der Türkei, die auf ihrem Staatsgebiet auch 2,7 Millionen syrische Flüchtlinge beherbergt. Vor dem Bürgerkrieg mit bereits mehr als 280.000 Toten waren Damaskus und Ankara Verbündete.

von

Günter Schwarz – 22.07.2016