„Seid fruchtbar und mehret Euch“: Was die Bibel empfiehlt, geriet in Dänemark lange in Vergessenheit. Erst das Fernsehen musste kommen, daran erinnern und einen Babyboom bei den deutschen Nachbarn auslösen.

Mit der Sendung „Knald for Danmark“ („Bumst für Dänemark“) wollte der Sender DR (Danmark Radio) seinen Zuschauern im Herbst 2015 eine „qualifizierte Grundlage bieten, um zu entscheiden, ob Platz für mehr Kinder in Ihrem Leben ist“, sagte Redakteurin Dorthe Thirstrup damals. Der Aufruf zog sich über viele Kanäle .

Und nun das: Mehr als 16.200 Babys sollen nach Schätzungen bis Ende August zur Welt kommen – das wären über 1200 mehr als im vergangenen Sommer. Zum ersten Mal seit Jahren könnte Dänemark 2016 demnach die Marke von 60.000 Geburten geknackt werden.

Mit seinem Aufruf zu mehr Fruchtbarkeit war der Sender nicht allein. Auch ein Reisebüro machte seinen Zuschauern unter dem Slogan „Tu’s für Dänemark“ klar: „Der dänische Wohlfahrtsstaat ist unter Druck. Es werden immer noch nicht genug Kinder geboren.“ Denn in den Ferien hätten Paare nun mal viel mehr Sex, erklärte das Reiseunternehmen Spies, und forderte die Dänen auf, einen romantischen Urlaub zu buchen. Es winkte ein „Eisprung-Rabatt“.

Es scheint, als hätten die Dänen zugehört, hingeguckt und gewirkt. Mancherorts ist der Babyboom übrigens ausgeprägter als anderswo. Im Westen der Region Mitteljütland zwischen Hjerning und Holstebro werden allein im August ein Viertel mehr Babys erwartet als vor einem Jahr.

Wenn es nach Experten geht, sollten die Dänen so weitermachen. Laut Forschern bekommen die Menschen in Deutschlands nördlichem Nachbarland nämlich trotz des Babybooms bislang im Durchschnitt nur 1,7 Kinder – noch zu wenig, um die Bevölkerungszahl und damit den teuren dänischen Sozialstaat auf Dauer aufrechterhalten zu können.

von

Günter Schwarz – 28.07.2016