Papst Franziskus verurteilte in der vergangenen Woche die Anschläge und die Gewalt in Deutschland und Frankreich scharf. Was dabei auffiel: Dem Papst kam das Wort „Islam“ nicht über die Lippen. Nun erklärt er, warum.

Vergangene Woche nahmen radikalislamische Attentäter in Frankreich in einer katholischen Kirche Geiseln und töteten anschließend einen Pfarrer. Nun hat sich Papst Franziskus angesichts der jüngsten Anschläge geäußert und erklärt, warum er nicht von islamistischem Terror sprechen möchte: „Wenn ich über islamische Gewalt spreche, dann muss ich auch über christliche Gewalt sprechen“, sagte der Papst auf dem Rückflug von seiner Polen-Reise zu mitreisenden Journalisten. „In fast jeder Religion gibt es immer eine kleine Gruppe von Fundamentalisten – bei uns auch.“

Wenn er die Zeitungen lese, sehe er „jeden Tag Gewalt in Italien“, sagte Franziskus. „Der eine tötet seine Freundin, der andere tötet seine Schwiegermutter, und das sind alles getaufte Christen.“ Der Papst resümierte: „Ich halte es nicht für richtig, den Islam mit Gewalt gleichzusetzen.“

„Fundamentalisten“ in jeder Glaubensrichtung

Den Islam als „terroristisch“ zu bezeichnen, sei „nicht gerecht und nicht wahr“, sagte Franziskus. Zuvor war er gefragt worden, warum er niemals den Begriff „Islam“ verwende, wenn er extremistische Taten wie die Ermordung eines französischen Priesters in der vergangenen Woche verurteile.

Franziskus betonte, dass die Religion seiner Ansicht nach nicht die treibende Kraft hinter Gewalttaten sei. Junge Menschen wendeten sich dem „Terrorismus“ zu, wenn „sie keine anderen Optionen haben“, sagte er. „Wie viele unserer jungen Europäer haben wir ohne Ideale zurückgelassen, ohne Arbeit, so dass sie sich Drogen und Alkohol zuwenden und bei fundamentalistischen Gruppen mitmachen?“, fragte der Papst. Er hatte am Sonntag die Abschlussmesse zum Weltjugendtag nahe der polnischen Stadt Krakau gelesen.

von

Günter Schwarz – 01.08.2016