Trotz heftiger Streitereien in der Führungsebene will die AfD offenbar einen endgültigen Bruch vermeiden. Auf dem Parteikonvent gesternin Kassel entschieden sich die Mitglieder daher, keinen Sonderparteitag einzuberufen. Damit können vor allem die Bundesvorsitzenden Petry und Meuthen vorerst aufatmen.

Die Bundesvorsitzenden der Alternative für Deutschland (AfD), Frauke Perty und Jörg Meuthen, können erleichtert sein – zumindest ein wenig. Denn auf dem Konvent in Kassel entschieden sich die anwesenden Parteimitglieder gegen einen Sonderparteitag und damit auch gegen eine Neuwahl der Führungsspitze. Die Entscheidung des Bundeskonvents gab am Abend dessen Vorsitzender, Berenga Elsner, bekannt.

Nach Informationen der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ sprachen sich die Delegierten mit 37 zu elf Stimmen gegen einen Sonderparteitag aus. Rund elf Stunden lang hatten sie beraten.

An dem Konvent hatten 50 Mitglieder der Landesverbändeund 5 aus dem Bundesvorstand teilgenommen. Noch vor wenigen Wochen sollen sogar Parteimitglieder aus Petrys direktem Umfeld für eine Neuwahl der Parteispitze geworben haben.

Streitpunkt Baden-Württemberg

Immer wieder war es zwischen Perty und Meuthen zu Meinungsverschiedenheiten gekommen, die in ein öffentliches Dauerfeuer ausarteten. Zuletzt lieferten sich die beiden Vorsitzenden einen Schlagabtausch über die Abspaltung von Meuthens AfD-Fraktion im Landtag von Baden-Württemberg. Meuthen und mehrere Parteimitglieder hatten die Fraktion verlassen. Der Grund waren Antisemitismusvorwürfe gegen den Abgeordneten Wolfgang Gedeon.

Laut der offiziellen Stellungnahme des Konventsvorsitzenden hätten sich die Verantwortlichen in Baden-Württemberg aber bereit erklärt, baldmöglichst wieder zur Arbeit mit einer Landtagsfraktion zurückkehren zu wollen.

Versuche einer Annäherung

Doch noch vor Beginn des Bundeskonvents versuchten beide Seiten versöhnlichere Töne anzuschlagen. Es müssten „verbindliche Regelungen für die künftige Zusammenarbeit“ gefunden werden, sagte Petry der „Bild“. Diese müssten „tragbarer“ sein als die „bisherigen Lippenbekenntnisse“.

Und auch Meuthen hatte wenige Tage vor dem Treffen in Kassel gesagt: „Frauke Petry und ich sind klug genug, um zu wissen: Auch wenn wir in einigen Punkten nicht übereinstimmen, so müssen wir uns doch zusammenraufen.“

von

Günter Schwarz – 15.08.2016