Europa, Deutschland und Dänemark erleben eine Einwanderungswelle nicht nur durch Asylbewerber sondern auch durch Arbeitsuchende aus aller Welt. Kann das dänisch-deutsche Grenzland einen Weg aufzeigen, wie Menschen verschiedener Herkunft und aus verschiedenen Kulturkreisen gut und friedlich miteinander zu leben vermögen?

Eine Podiumsdiskussion am Dienstag im Flensborghus brachte kein eindeutiges Ergebnis auf diese Frage, die im Laufe der Veranstaltung auch in den Hintergrund geriet. Dafür wurde im Flensborghus schnell deutlich, wo die Front verläuft, denn es treffen die Sichtweisen aufeinander, die in Dänemark und auch in Deutschland die Gesellschaft in mindestens zwei Lager teilt. Die einen, die der Einwanderung positiv gegenüberstehen, sehen Chancen in der Zuwanderung und durch Angebote die Menschen integrieren zu wollen und die anderen, die die Einwanderung skeptisch betrachten, den gesellschaftlichen Zusammenhang, Normen und Lebensweise bedroht sehen und Integration vor allem von den Flüchtlingen fordern.

Dass diese beiden Sichtweisen auf der Podiumsdiskussion deutlich hervortraten, dafür sorgten die Diskutanten: Katrine Hoop vom Dänischen Schulverein, die als Vertreterin der dänischen Minderheit Platz nahm, Knud Erik Therkelsen vom dänischen Grenzverein sowie Stephan Kleinschmidt (Schleswigsche ParteiP) und Marie Krarup (Dansk Folkeparti).

Während die drei Erstgenannten, vor allem Hoop und Kleinschmidt, für eine Integration ohne zu starken Druck und für mehr Toleranz eintraten, warb Krarup vehement für eine restriktive Einwanderungspolitik. Jeder der Diskutanten stellte seine Sichtweise am Anfang in einem fünfminütigen Beitrag vor.

Hier machte Krarup deutlich, dass für sie das Grenzland nicht als Beispiel für Integration dienen könne. Deutschen und Dänen kommen Krarup zufolge aus dem elben Kulturraum und hätten zudem eine jahrhundertealte Geschichte der Nachbarschaft. Diese Situation sei nicht mit der jetzigen vergleichbar, in der Menschen aus völlig anderen Kulturen einwanderten. In ihrem Statement und auch in der nachfolgenden Diskussion betonte sie die Wichtigkeit von Loyalität der Neubürger gegenüber dem dänischen Staat, zudem wurde deutlich, dass für sie Einwanderer aus anderen Kulturkreisen nur durch mehr Druck seitens des Staates integriert werden können.

Stephan Kleinschmidt und Katrine Hoop hielten leidenschaftlich dagegen, Hoop hatte ihrer Aussage zufolge viel auf dem Flensburger Bahnhof während der Zeit der Flüchtlingsströme gearbeitet und nicht das Gefühl, dass die Menschen, die sie traf, anders als die Einheimischen waren. Sie, die Einwanderer, sollten sich nicht anpassen, die Einheimischen sollten das Andere als Bereicherung auffassen.

Stephan Kleinschmidt machte seine Position deutlich: „Ich möchte mit allen zusammen leben, Deutschen, Dänen und Menschen aus der arabischen Welt“. Hoop unterstrich mit Blick auf die Globalisierung, dass es in Zukunft normal werde, eine transnationale Identität zu haben. Menschen werden sich ihrer Meinung nach in Zukunft immer mehr verschiedenen Nationen oder Kulturen zugehörig fühlen. Kleinschmidt und Hoop lehnen einen zu hohen staatlichen Druck ab; Marie Krarup dagegen ist dafür, da dies die Bildung von Ghettos und Parallelgesellschaften verhindere. Hier erhielt sie allerdings auch Widerspruch aus dem Publikum, ein Kursteilnehmer sagte, dass man mit Druck gar nichts erreiche.

Die Podiumsdiskussion war Teil eines einwöchigen Kursus mit über 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Rödding Højskole und des dänischen Grenzvereins, der noch bis zum 10. September läuft und in dem es um die verschiedenen Facetten des Dänischseins geht

von

Günter Schwarz – 07.09.2016