Im Zentrum Bautzens versammelten sich am Abend Rechte und Asylbewerber. Es kam zu teils tätlichen Auseinandersetzungen. Die Polizei schreitet ein – und wurde mit Flaschen und Holzlatten beworfen.

In der sächsischen Stadt Bautzen kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Einheimischen und Flüchtlingen. Wie die Polizei mitteilte, standen sich am Mittwochabend auf dem zentralen Kornmarkt rund 80 gewaltbereite Männer und Frauen – zum Großteil aus dem rechten Spektrum – sowie 20 junge Asylbewerber gegenüber. Zwischen beiden Lagern kam es zu verbalen und tätlichen Übergriffen. Es seien Flaschen geworfen worden, berichteten Zeugen.

Ein Großaufgebot von rund 100 Polizisten trennte die Gruppen und forderte sie auf, den Platz zu verlassen. Nach Angaben der Polizei Bautzen waren alle verfügbaren Streifen in den Landkreisen Bautzen und Görlitz im Einsatz. Aus der Reihe der Asylsuchenden wurden die Beamten den Angaben zufolge unter anderem mit Flaschen und Holzlatten beworfen.

Beide Gruppen zogen zu einer Asylunterkunft in der Dresdner Straße. Die Asylbewerber flüchteten in das Gebäude. Polizisten bewachten es und forderten die Bewohner auf, das Gebäude nicht zu verlassen. Zugleich patrouillierten mehrere Streifen durch die Stadt und bezogen vor drei weiteren Flüchtlingsunterkünften in Bautzen und Niedergurig Stellung.

Ein Asylbewohner erlitt Schnittverletzungen. Als er ins Krankenhaus gebracht werden sollte, wurde der Rettungswagen behindert und mit Steinen beworfen. Ein zweiter Krankenwagen brachte den Verletzten schließlich unter Polizeischutz in die Klinik. Als zur Versorgung eines Verletzten ein Krankenwagen vorfahren sollte, hielten diesen laut Polizei „mehrere augenscheinlich rechtsmotivierte Männer“ auf und bewarfen ihn mit Steinen. Erst später konnte das Fahrzeug unter Polizeischutz die Asylunterkunft erreichen.

Was Auslöser der Auseinandersetzung war, ist noch unklar. Laut MDR sucht die Polizei noch nach Zeugen. Erste Ermittlungen hätten ergeben, dass der Streit von der Gruppe der Asylbewerber ausgegangen sei. Unklar ist aber auch noch, warum sich die große Gruppe aus dem rechten Spektrum auf dem Platz versammelt hatte.

Erst um 2:30 Uhr beendete die Polizei den Einsatz vor dem Heim, als die Rechten den Ort ebenfalls verlassen hatten. Zeugen sind aufgerufen, Angaben zu den Beteiligten zu machen. Die Kriminalpolizei ermittelt wegen des Verdachts auf Landfriedensbruch und gefährliche Körperverletzung.

Bautzens Oberbürgermeister Alexander Ahrens äußerte sich noch in der Nacht via Facebook. Er sei entsetzt und besorgt und werde die zunehmende Gewalt, egal von wem sie ausgehe, nicht tolerieren. Stadtsprecher André Wucht sagte, es gebe Menschen, die die Asylbewerber von dem Kornmarkt vertreiben wollten. Bisher sei die Stadt davon ausgegangen, dass sie die Situation durch den Einsatz von Streetworkern entschärfen könne. Auch sei überlegt worden, dass Polizei und Ordnungsamt dort mehr Präsenz zeigen sollten. Mit Blick auf die vergangene Nacht sei er sich nicht so sicher, ob das ausreichend sei.

In Bautzen war es in den vergangenen Monaten immer wieder zu Konflikten gekommen. Zuletzt wurde am Dienstagabend ein 32 Jahre alter Bautzener durch einen Flaschenwurf verletzt. Im Februar hatten betrunkene Schaulustige bei einem vorsätzlich gelegten Feuer in einer künftigen Flüchtlingsunterkunft mit unverhohlener Freude zugesehen, einige behinderten die Löscharbeiten.

von

Günter Schwarz – 15.09.2016