(Flensburg) Der Prozess gegen einen Hausarzt aus Husum (Kreis Nordfriesland) ist vor dem Landgericht Flensburg geplatzt. Der Mann soll sich mit Abrechnungsbetrug und einem florierenden Drogenhandel einen millionenschweren Nebenverdienst verschafft haben.

„Die der Verteidigung zur Verfügung gestellten Dokumente waren wegen eines Versehens unvollständig, das hat sich erst während des Verfahrens herausgestellt“, sagte ein Gerichtssprecher und fügte an: „In dem knapp 1.000 Taten umfassenden Strafverfahren haben die digitalen Unterlagen, die der Anwältin auf CD oder DVD vorlagen, nicht mit der Papierakte übereingestimmt.“

Wer ist Schuld?

Nachdem die Kammer den Fehler bemerkt hatte, habe sie in den vergangenen Wochen noch versucht, den Fehler zu korrigieren. Dies sei ihr jedoch nicht gelungen, meinte der Sprecher weiter. Am sechsten Verhandlungstag setzte die Kammer den Prozess schließlich aus. Das Verfahren soll Ende April 2017 neu aufgerollt werden. Wer für die Panne verantwortlich ist, lässt sich dem Sprecher zufolge nicht sagen. Ein Abgleich des digitalen Doppels mit der Papierakte finde seitens des Gerichts nicht statt. Insgesamt gehörten rund 16 Umzugskartons voller Papier sowie weitere Bände zu dem Verfahren.

Sachschaden mehr als eine Million Euro

Der 51-jährige Arzt soll laut Staatsanwaltschaft unter anderem nicht abhängige Patienten mit falschen Diagnosen geführt haben, um in ihrem Namen Drogen zu bekommen. Außerdem wirft die Anklage ihm vor, Betäubungsmittel an Patienten verkauft zu haben, ohne dass dies medizinisch nötig war – sowie an Menschen, die nicht an einem Substitutionsprogramm teilnahmen. Ferner soll er die Kassenärztliche Vereinigung zwischen 2007 und 2010 bei Abrechnungen betrogen haben. Der Sachschaden beträgt laut Anklage 1,26 Millionen Euro.

von

Günter Schwarz – 28.09.2016