(Hannover) Die Personalnot hat „dramatische“ Auswirkungen auf die Fluggäste. Bei Tuifly bleiben heute fast alle Maschinen am Boden. Doch nicht nur Tuifly sind betroffen, auch viele Fluggäste von Air Berlin bekommen das zu spüren.

Ganz schlechte Nachrichten für Tausende Urlauber: Der Ferienflieger Tuifly kapituliert vor den massenhaften Krankmeldungen bei seinem fliegenden Personal und bleibt am Freitag fast komplett am Boden. Nur zehn Flüge könnten stattfinden, teilte die zum Reisekonzern Tui gehörende Fluggesellschaft auf ihrer Internetseite mit. Dabei handelt es sich um vier Flüge von deutschen Flughäfen ins türkische Antalya, einen nach Palma de Mallorca sowie die zugehörigen Rückflüge – mit teils geänderten Abflugzeiten.

„Alle weiteren Flüge ab Deutschland, Österreich und der Schweiz sind aufgrund aktueller Crewengpässe für den 07. Oktober gestrichen“, schreibt Tuifly. Für weitere Rückflüge am Freitag hat das Unternehmen nach eigenen Angaben Ersatzflüge in Planung. Gäste in Urlaubsgebieten, deren Rückreise eigentlich bereits am Donnerstag angestanden hatte, sollen spätestens am Freitag nach Hause fliegen können.

Schon an den Vortagen hatten sich viele Crew-Mitglieder bei Tuifly kurzfristig krank gemeldet und damit den Flugbetrieb eingeschränkt. Betroffen war und ist auch Air Berlin. Dort drohen weitere Ausfälle, denn ein Drittel der Tui-Flotte fliegt samt Besatzung für die Berliner.

Die einzig gute Nachricht in diesen Chaostagen ist, um Urlauber aus den Feriengebieten nach Hause zu bringen, hat Tui erneut Flugzeuge anderer Airlines gechartert. Mit dem Hinkommen sieht es ungleich schlechter aus. Und im bevölkerungsreichen Bundesland Nordrhein-Westfalen beginnen am Wochenende die Herbstferien.

Airline will die Wogen glätten

Die Auseinandersetzung zwischen der Belegschaft und dem Management bei Tuifly bringt die Fluggäste auf die Barrikaden. Bislang habe man rund 500 Ansprüche auf Ausgleichszahlung verärgerter Kunden auf dem Tisch, sagte der Geschäftsführer des Flugrechteportals Flightright, Philipp Kadelbach, dem in Konstanz erscheinenden „Südkurier“. Sollte es weiterhin zu Flugausfällen kommen, rechne man innerhalb kurzer Zeit mit 1500 bis 2000 weiteren Anträgen.

„Wir versuchen alles, um die Auswirkungen auf die Gäste so gering wie möglich zu halten“, sagte Tuifly-Aufsichtsratschef Henrik Homann der „Bild“-Zeitung. „Wir wissen, dass das leider momentan nicht bei allen Kunden gelingt.“ Piloten müssten keine Einbußen durch neue Verträge fürchten. „Die Firma bleibt bestehen, die Tuifly behält ihren Sitz in Deutschland, die Tarifverträge bleiben bestehen.“

Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) sprach von einer inakzeptablen Situation. „Die Airlines müssen ihrer Verantwortung gegenüber den Fluggästen nachkommen“, sagte er der „Bild“-Zeitung. „Interne Konflikte müssen am Verhandlungstisch ausgetragen werden und nicht auf den Rücken der Passagiere.“

Tuifly plant keine Entschädigungen

Als Hintergrund werden der tiefgreifende Umbau der hoch verschuldeten Air Berlin und damit einhergehende Veränderungen bei der Tuifly gesehen. Die deutsche Fluggesellschaft des Touristikkonzerns Tui soll gemeinsam mit Air-Berlin-Teilen in eine neue Dachholding für Ferienflieger integriert werden. Arbeitnehmervertreter fürchten Job-Verluste und schlechtere Tarifbedingungen.

Tausende Passagiere beider Airlines mussten bereits am Donnerstag auf ihre Verbindungen warten oder ihre Urlaubsreisen zu den Herbstferien gleich ganz abblasen. Air-Berlin-Sprecher Uwe Kattwinkel sprach von einer „schwierigen, dramatischen Situation vor allem für unsere Fluggäste“.

Air Berlin schloss mit den Gewerkschaften Vereinigung Cockpit, Verdi und dem Gesamtbetriebsrat eine Krisenvereinbarung, in der Piloten, Flugbegleiter und Bodenpersonal bis einschließlich Sonntag zu freiwilligen Einsätzen aufgerufen werden. Ihre Gäste will die Tuifly nicht entschädigen.

Eine Sprecherin betonte: „Die massenhaften und äußerst kurzfristigen Krankmeldungen sind ein außergewöhnlicher und nicht vermeidbarer Umstand im Sinne von höherer Gewalt.“ Ganz anders sieht das Flightright: „Krankheitswellen zählten zu den normalen Betriebsrisiken, die Airlines zu jeder Zeit einkalkulieren müssten“.

Da ja offensichtlich geschlossen zu krank um einen ordnungsgemäßen Dienst auszuführen gehört das gesamte Personal von TuiFly geschlossen entlassen. Die Gesellschaft sollte für einen kurzen Zeitraum den Betrieb komplett einstellen. Dann kann sich der arbeitswillige Teil der Belegschaft für die Wiederaufnahme des Flugbetriebs neu bewerben. Die gewerkschaftlich organisierten Scharfmacher will ich schon aus Sicherheitsgründen nicht in einem Flugzeug sehen!

von

Günter Schwarz – 07.10.2016