(Las Vegas) – Am Mittwochabend nach amerikanischer Zeit und 3 Uhr früh am Donnerstagmorgen unserer Zeit duellieren sich Clinton und Trump zum letzten Mal vor den laufenden Kameras des US-Fernsehens. Vor allem für den Republikaner Trump geht es ums Ganze: Er muss seine letzte Chance nutzen. Es steht viel auf dem Spiel.

In Las Vegas geht das Wortgefecht zwischen Donald Trump und Hillary Clinton in die dritte Runde. Am Mittwochabend um 18 Uhr Lokalzeit (3 Uhr MESZ) treffen sich die Präsidentschaftskandidaten an der University of Nevada zum letzten Fernsehduell vor dem Wahltag. Sechs Themen sind in dem 90-minütigen Duell der beiden Kandidaten vorgesehen, die sich drei Wochen vor der Wahl nichts mehr schenken werden. Die Debatte dürfte eine Las Vegas-würdige Show werden.

Die jüngsten Umfragen zeigen eine klare Tendenz: Seit der Veröffentlichung des elf Jahre alten Videos, in dem sich Donald Trump damit brüstet, als Promi könne er Frauen sexuell belästigen, hat Hillary Clinton ihren Vorsprung weiter ausgebaut. Je nach Umfrage zwischen sieben und elf Prozentpunkte – einen solch großen Rückstand so kurz vor der Wahl konnte in der Vergangenheit noch kein Präsidentschaftskandidat aufholen.

Doch Donald Trump hält die Prognosen für gefälscht. Seine Anhänger warnt er: „Ich glaube den Umfragen nicht mehr!“ Vielleicht auch deshalb, weil die Umfragen in den 15 besonders umkämpften Bundesstaaten noch schlechter für Trump ausfallen. In neun der 15 Bundesstaaten führt Clinton, zum Teil mit deutlichem Vorsprung. Und selbst in traditionell republikanischen Bundesstaaten wie Texas und Arizona hat Trump nur knapp die Nase vorn.

Man kann es kaum anders bezeichnen, aber im Angesicht einer drohenden Niederlage wird Trump wie wild um sich schlagen. Alle maßgeblichen Umfragen sehen Clinton vorne und Niederlagen kann Trump nicht ertragen, denn: „Donald Trump verliert nie!“

1. Welche Themen stehen auf der Agenda?

In der dritten Debatte wird um nationale Verschuldung, Migration, Außenpolitik, Wirtschaft, den Supreme Court und die Gesundheit der Kandidaten gehen. Die Themen wurden von Fox News Moderator Chris Wallace ausgewählt, wie die Kommission für Präsidentschaftsdebatten mitteilt.

Gemessen an der thematischen Auswahl dürfte die Diskussion eine stärkere Ausrichtung auf die Politik haben, als das noch beim zweiten Duell in St. Louis der Fall war. Fraglich ist, ob sich die Kandidaten daran halten – oder ob sie statt Antworten zu geben persönliche Angriffe auf den Kontrahenten fahren werden. Speziell das Thema  Gesundheit der Kandidaten könnte dazu einladen.

Auch wird spannend sein zu sehen, wie das Skandal-Video um Trump zur Sprache kommt, und ob der Republikaner erneut Angriffe gegen Bill Clinton fahren wird.

2. Wie werden die Kandidaten auftreten?

Von Trump wird erneut ein aggressives Auftreten erwartet, um seinen Rückstand, den er weitgehend durch die Video-Affäre eingebüßt hat, wieder wett zu machen. In landesweiten Umfragen liegt Clinton im Schnitt derzeit sieben Prozentpunkte vor Trump. Um von den Vorwürfen sexueller Belästigung gegen ihn abzulenken, könnte Trump nun auch alte Beschuldigungen gegen Bill Clinton ausführlich zur Sprache bringen, um so seiner Konkurrentin zu schaden.

Außerdem wurde am Dienstag bekannt, dass Trump Barack Obamas Halbbruder mit zur Debatte bringen wird. Mit ihm hat der Präsident bekanntlich kein gutes Verhältnis. Obama hatte Trump am Dienstag dafür kritisiert, dass dieser behaupte, die Präsidentenwahl sei manipuliert. Trump solle „mit dem Gejammer“ aufhören, sagte Obama.

Dennoch dürfte Trump den angeblichen Wahlbetrug weiter thematisieren. Der Republikaner führt derzeit eine Kampagne, in der er eine mögliche Niederlage seinerseits einer Medien-Verschwörung gegen ihn zuschreibt. Trump versucht, die Wahl als manipuliert darzustellen und so die Spaltung des Landes zu vertiefen. Obwohl es keinerlei Beweise dafür gibt, dass die Präsidentenwahl jemals in signifikantem Ausmaß manipuliert worden sei, greift Trumps Rhetorik offenbar: Unter republikanischen Wählern hält gemäß einer Umfrage von Politico eine Mehrheit von 73 Prozent Wahlbetrug durchaus für möglich.

3. Wie reagiert Clinton?

Die Demokratin hat zwei Optionen: Entweder sie lässt sich auf die Wortschlacht mit Trump ein oder sie versucht ihre eigenen Aussagen auf einem argumentativ höheren Niveau zu halten. Entscheidet sie sich für Ersteres, wird sie all jene Anhänger enttäuschen, die in ihre eine ernstzunehmende, kompetente Politikerin sehen und die Trumps Debattenstil nicht gut heißen. Wählt Clinton die Option, sich nicht auf Trumps Niveau herabzulassen, müsste sie diesmal seinen Lügen besser wiederlegen – und die Fernsehzuschauer nicht nur auf die „Fact-checks“ auf ihrer Webseite verweisen, wie sie es in den bisherigen Debatten getan hat.

Eigentlich könnte Clinton die Debatte gelassen aus der Position der Favoritin angehen. Doch auch sie ist nicht über alle Zweifel erhaben: Die E-Mail-Affäre um einen privaten Server schadet ihr nach wie vor. Weitere Details dazu veröffentlicht die Enthüllungsplattform Wikileaks derzeit fast täglich.

4. Kann der Moderator Trump zügeln?

Die Debatte wird von Chris Wallace von Fox News moderiert. Der 69-Jährige ist bekannt für seinen aggressiven Interviewstil sowohl mit Demokraten wie auch mit Republikanern – obwohl der Sender Fox News als rechtskonservativ und den Republikanern nahe gilt. Wallace ist der erste Moderator von Fow News, der eine Fernsehdebatte zweier Präsidentschaftskandidaten moderiert. „Ich bin stolz darauf, es zeigt, dass wir ernsthaften Journalismus machen“, sagte Wallace.

Bedenken, dass er Clinton härter als Trump behandeln werde, winkte Wallace im Vorfeld ab. Wallace hatte bereits die drei Fernsehdebatten in den republikanischen Vorwahlen moderiert und dort Trump mit harten Fragen konfrontiert. „Das ist keine Fernsehshow. Es geht darum, Millionen von Menschen bei der Entscheidung zu helfen“, sagte Wallace nun gegenüber CNN. Bisher hatte Trump die Moderatoren der Fernsehdebatten stets beschuldigt, ihn unfair zu behandeln und auf Clintons Seite zu stehen.

Die Regeln der Debatte sind wie bei den zwei vorherigen Duellen: Wallace stellt eine Frage und die Kandidaten haben je zwei Minuten Zeit, sie zu beantworten. Jedes Thema wird für 15 Minuten diskutiert.

5. Welche Bedeutung hat das dritte Fernsehduell?

Die dritte Debatte erreicht für gewöhnlich nicht die hohen Zuschauerzahlen, die die vorherigen Fernsehduelle realisierten. Die erste Debatte zwischen Clinton und Trump zog 84 Millionen Amerikaner vor die Fernseher, bei der zweiten waren es noch 66,5 Millionen.

In jedem Fall ist die Debatte der letzte geplante Höhepunkt in dem seit eineinhalb Jahren währenden Wahlkampf – und damit wohl die letzte Gelegenheit der Kandidaten, unentschlossene Wähler von sich zu überzeugen.

6. Was geschieht nach der letzten Debatte?

Nach der Debatte verbleiben noch 19 Tage bis zu den Wahlen am 8. November. Bis dahin werden beide Kandidaten durch das Land reisen, um unentschlossene Wähler noch von sich zu überzeugen und ihre Anhänger dazu zu drängen, am Wahltag auch tatsächlich abzustimmen. Ihr Augenmerk wird dabei vor allem auf den wichtigen „Swing States“ liegen, und dieses Jahr insbesondere auf Florida, Ohio und Pennsylvania.

von

Günter Schwarz  – 20.10.2016