(Kiel) – Der Spitzenkandidat der CDU für die Landtagswahl im kommenden Jahr, der in Flensburg geborene und in Neumünster aufgewachsene Ingbert Liebing, hat sein Amt gestern Nachmittag  zurückgegeben. Jetzt soll Daniel Günther für die Landtagswahl 2017 gegen den amtierenden Ministerpräsidenten Albig (SPD) antreten – Liebing selbst schlug den CDU-Fraktionsvorsitzenden vor. Günther soll auch Parteivorsitzender werden. Ein Parteitag am 19. November wird über Liebings Vorschlag entscheiden und die Personalie voraussichtlich bestätigen. Liebing erklärte seinen Verzicht am Freitagnachmittag nach einer Sitzung des geschäftsführenden Landesvorstands in Kiel.

Ingbert Liebing steht seit seiner Benennung zum Spitzenkandidaten der CDU immer wieder in der Kritik, da er vielen innerhalb der Partei farblos erscheint und wenig dazu beiträgt, den Christdemokraten im Land neue Impulse zu verleihen. Scheitert die CDU in Schleswig-Holstein, kann dies für Angela Merkel zum Problem werden, denn Landtagswahl 2017 wird sicher auch als Stimmungsbarometer für die Bundestagswahl im Herbst gewertet werden, wodurch sie an Bedeutung für die ohnehin sinkende Zustimmung zur Politik der CDU beträgt.

Nach desaströsen Umfragewerten waren in der CDU Zweifel an den Erfolgsaussichten bei der Landtagswahl am 7. Mai 2017 aufgekommen. Nicht einmal jeder zweite Schleswig-Holsteiner kennt den Bundestagsabgeordneten Ingbert Liebing, der zwar schon seit gut zwei Jahren Parteichef ist und es dennoch nicht geschafft hat, seiner Partei in puncto Popularität nach vorn zu bringen – im Gegeteil. Noch dramatischer ist jedoch, nur neun Prozent wünschen ihn sich als Ministerpräsidenten. Die CDU käme nach derzeitigen Meinungsumfragen gerade einmal auf 26 Prozent. Liebing war auf einem CDU-Parteitag im Juni mit 92 Prozent zum Spitzenkandidaten gewählt worden.

Daniel Günther sagte zu dem Vorschlag seines Parteifreundes: „Ich bin dem geschäftsführenden Vorstand und Ingbert Liebing dankbar, dass sie ihr Vertrauen in mich setzen.“ In Hinblick auf die Landtagswahl sagte er: „Mir ist bewusst, dass wir als Union eine ganze Menge vor uns haben in den kommenden sechs Monaten.“ Trotzdem sei die CDU in der Lage, Führungsverantwortung zu übernehmen. „Wir haben eine Landesregierung, die dem Land Führung und Richtung verwehrt.“ Günther appellierte an seine Partei, jetzt Geschlossenheit zu demonstrieren.

von

Günter Schwarz  – 29.10.2016