Der in Tinglev (Tingleff) geborene Dr. Hjalmar Schacht wird am 12. November 1923 zum Sonderbeauftragten zum Umgang mit dem Währungsproblem in Deutschland ernannt. Von seiner Ernennung zum Sonderbeauftragten bis zu seinem am 22. Dezember 1923 erfolgten Aufstieg zum Präsidenten der Reichsbank war er Reichswährungskommissar und wirkte maßgeblich an der Einführung der Rentenmark am15. November 1923 mit, mit der es gelang, die Hyperinflation in Deutschland zu beenden.

Horace Greeley Hjalmar Schacht, geboren am 22. Januar 1877 in Tingly (Tingleff), Nordschleswig; gestorben 3. Juni 1970 in München, war ein deutscher Politiker, Bankier, von 1923 bis 1930 und von März 1933 bis Januar 1939 Reichsbankpräsident sowie von 1934 bis 1937 Reichswirtschaftsminister.

Schacht gehörte zu den 24 im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem Internationalen Militärgerichtshof angeklagten Führungspersonen des nationalsozialistischen Regimes. Er wurde unter anderem beschuldigt, „Verbrechen gegen den Frieden“ begangen zu haben. Schacht plädierte auf „nicht schuldig“ und führte an, dass er bis zum Kriegsbeginn alle Machtbefugnisse bereits verloren hatte. Sein als Zeuge geladener Weggefährte Hans Gisevius sagte zu seinen Gunsten aus. Schacht wurde 1946 von dem Gericht freigesprochen.

Der US-Psychologe Gustave M. Gilbert untersuchte alle Angeklagten der Reichsregierung und des Militärs auf ihre Intelligenz hin; er attestierte Schacht einen IQ von 143, den höchsten Intelligenzquotienten unter den Angeklagten.

Schacht wurde wenige Tage nach seinem Freispruch auf Weisung der Landesregierung von Württemberg-Baden mit der Begründung, als ehemaliger Reichsbankpräsident und Reichswirtschaftsminister habe er zu den Führungspersönlichkeiten des „Dritten Reiches“ gehört, verhaftet. 1947 verurteilte ihn (nach Protesten aus der Bevölkerung) die Entnazifizierungs-Spruchkammer in Stuttgart als „Hauptschuldigen“ zu acht Jahren Arbeitslager nahe Ludwigsburg. 1948 legte er Berufung ein; im September 1948 wurde er als „Entlasteter“ freigesprochen und freigelassen. Noch im selben Jahr veröffentlichte er seine Schrift „Abrechnung mit Hitler“.

In den Fünfziger- und Sechzigerjahren war Hjalmar Schacht als finanzpolitischer Berater unter anderem in Westafrika und im Nahen Osten, vor allem aber in Brasilien und Indonesien tätig. Die dortigen Regierungen griffen besonders bei der Bekämpfung der galoppierenden Inflation auf Schachts Fachwissen zurück. In der deutschen Öffentlichkeit trat er bis zu seinem Tod als Kritiker expansiver Finanzpolitik und überhöhter staatlicher Verschuldung auf.

In den 1960er Jahren wurde er Mitglied der rechtsextremen Gesellschaft für freie Publizistik. 1967 hielt Schacht ein wirtschaftspolitisches Referat auf dem Parteitag der nationalistischen Sammlungsbewegung Aktionsgemeinschaft Unabhängiger Deutscher (AUD), die später in den Grünen aufging. In seinem Buch „1933. Wie eine Demokratie stirbt“ aus dem Jahr 1968 legte er seine Ansichten zum Scheitern der Weimarer Republik dar.

Hjalmar Schacht wurde nach seinem Tod 1970 auf dem Ostfriedhof in München bestattet

von

Günter Schwarz  – 12.11.2016