Das deutsche Schleswig-Holstein und das dänische Jylland müssen in Zukunft mit absinkender Landmasse und steigendem Meeresspiegel umgehen, so dass mit Sturmfluten wie in dieser Woche erlebt öfter zu rechnen sein dürfte.

Forscher der Universität Aarhus, bezeichnen die jüngste Sturmflut als einen „Reality-Check“. „Diese Art von Sturmfluten wird in den kommenden Jahrzehnten zunehmen, ebenso wie Starkregen und Stürme bis zur Orkanstärke. Die Küsten müssen sicherer gemacht und den veränderten Naturgewalten angepasst werden“, sagt Hans Sanderson von der Uni Aarhus.

Er hält einen Anstieg des globalen Meereswasserspiegels von bis zu anderthalb bis zwei Metern bis 2100 für nicht ausgeschlossen. „Die kimbrische Halbinsel befindet sich in einer schwierigen geografischen Position: Meere zu beiden Seiten und eine Ostküste, an der es so gut wie keine Deiche gibt. Zudem senkt sich das Land zwar langsam aber kontinuierlich ab, während das Grundwasser steigt.“ Derzeit liegt der Meeresspiegelanstieg bei 3,5 Millimeter pro Jahr, „seit 1993 gab es einen Anstieg um acht Zentimeter, und das zeigt, wie sehr der Anstieg Realität ist. Und niemand weiß, in welchem Tempo die Gletscher und das Packeis weiter schmelzen.“

„Alle Prognosen deuten darauf hin, dass wir stärkere und häufiger Stürme erleben werden, zudem steigt der Meeresspiegel an. Küstenschutz wird in Dänemark ein immer größeres Thema.“ Die Sicherung der Küsten obliegt in Dänemark wie auch in Deutschland prinzipiell den Grundbesitzern, Projekte zur Hochwasserabsicherung müssen in Deutschland beim Umweltministerium und in Dänemark beim Küstendirektorat eingereicht und genehmigt werden. „Da mehr und mehr Gegenden überschwemmt werden, steigt die Zahl der Anträge“, sagt John Jensen, Küstenschutzexperte beim Küstendirektorat.    

Die Kommunen an der Westküste mit großen Seedeichen wollen den Staat vermehrt in die Pflicht nehmen. So kämpft die Kommune Tønder derzeit in einem Präzedenzfall darum, dass der Staat seinen Verpflichtungen beim Küstenschutz nachkommt und eine Deichrenovierung in Havneby mitfinanziert.

Für Forscher Sandersen gibt es noch viel zu tun, um Dänemark auf die Veränderungen vorzubereiten, die mit dem Klimawandel einhergehen. Und das Umweltministerium in Kiel darf sich auch auf zunehmende Arbeit in den kommenden Jahren einrichten, was den Küstenschutz an Nord- und Ostsee betrifft.

von

Günter Schwarz – 06.01.2017