Fast 2.000 Besucher lauschten dem Eröffnungskonzert des NDR Elbphilharmonie Orchesters unter der Leitung von Thomas Hengelbrock, nachdem sich im Rahmen des Festaktes Bundespräsident Joachim Gauck, Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz, Jacques Herzog vom Architekturbüro Herzog & de Meuron und der Generalintendant Christoph Lieben-Seutter in kurzen Reden an das gespannte Publikum wandten. Neben anderen geladenen Gästen aus Kultur, Politik und Wirtschaft, war auch die Bundeskanzlerin Angela Merkel unter den Gästen.

Während die Medien, allen voran der NDR, die Eröffnung und die Elbphilharmonie in den höchsten Tönen lobten, teilte sich die Stimmung im Laufe des Abends in den Sozialen Medien.

Der 786 Millionen teure Bau mit seiner grandiosen Akustik wird in den Medien als „Neues Wahrzeichen“ von Hamburg bejubelt und u. a. mit dem Pariser Eifelturm verglichen. Viele Hamburger bestehen auf ihren „Michel“ und betonen, dass ein Wahrzeichen nur in den Herzen der Menschen einer Stadt als solches erhoben werden kann – nicht aber durch eine medienträchtige Erklärung von Betreiber und Architekturbüro. In der Tat wirkte die „Vorfreude“ auf die heutige Eröffnung in der Presse teilweise etwas affektiert und aufdringlich. Bis der Steuerzahler sich mit der Elbphilharmonie versöhnt hat, wird noch ein wenig Wasser durch die Elbe fließen.

Auf nur wenig Begeisterung stieß das Programm des Abends, das bis zur Eröffnung geheim gehalten wurde. Thomas Hengelbrock hat Werke unterschiedlicher Stilrichtungen ausgewählt, um die Möglichkeiten des Großen Saales voll auszuschöpfen.

Insbesondere weil das Eröffnungskonzert über Radio, Internet und Fernsehen Live übertragen wurde und denkbar viele Menschen erreicht, hätten sich viele der Zuhörer ein „leichteres“ Programm gewünscht.

Hatten die bei der Eröffnung nicht was „Schönes“ spielen können, was auch dem „normalen“ Volk gefällt?“, fragt ein User auf Twitter. Eine andere Userin beklagt, selbst als „Klassik-Fan“ würde sie die Auswahl der Werke als etwas „überspannt“ betrachten.

Zu der musikalischen Versöhnung kam es im zweiten Teil des Konzertes mit „Freude schöner Götterfunken“.

Bis „das Volk“ die Elbphilharmonie als „Juwel der Kunst“ versteht, wird allerdings noch viel PR-Arbeit nötig sein.

Beeindruckend war das Konzert in jedem Fall. Freunde der Klassik sollten einen Besuch in dem über die nächsten Monate komplett ausverkauften Haus irgendwann einplanen. Und was die Eröffnung betrifft: Die Akustik war grandios und unsere Fotografin vor Ort ließ verlauten:

Die Lichtshow draußen war ganz geil.

In diesem Sinne wünschen wir der Elbphilharmonie für die Zukunft „Toi Toi Toi“ und allzeit mindestens eine Handbreit Wasser unter dem Kiel.

Von
Michael Schwarz – 11.01.2017