IS-Kämpfer haben erstmals Leopard-Panzer der türkischen Streitkräfte lahmgelegt. Bislang hatte der Kampfpanzer Leopard 2 den Unverwundbarkeitsmythos. Weder im Kosovo-Einsatz noch bei Kämpfen in Afghanistan ging eines der Modelle verloren. Dort fuhr zwar ein Leopard kanadischer Streitkräfte auf eine große Sprengfalle der Taliban, aber die Besatzung überlebte.

Dieser Unverwüstlich-Ruf ist jetzt zerstört. Erstmals in der Geschichte des Panzers gingen bei Kämpfen türkischer Streitkräfte in der Stadt al-Bab in Syrien mehrere Leopard 2 verloren – weil die Kämpfer der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) eine Schwachstelle nutzten.

Angeblich zerstörten die IS-Kämpfer bis zu zehn türkische Leopard 2A4. In Twitter-Botschaften werden die Modelle samt Kennungen aufgelistet, und es kursieren Bilder.

In Fachkreisen wird längst über die Lehren aus den Leopard-Verlusten kurz vor dem Jahreswechsel spekuliert. Sechs der zehn Ausfälle sollen auf dem Einsatz von Panzerabwehrwaffen des russischen Typs Kornet beruhen. In Fach-Blogs wie www.augengeradeaus.net wird auch über Führungsmängel oder fehlende Erfahrung türkischer Militärs beim Panzereinsatz spekuliert.

Im Mittelpunkt der Diskussion über die Leopard-Verluste steht aber die Grundsatzfrage, ob 60 Tonnen schwere Kampfpanzer überhaupt für einen Einsatz im städtischen Umfeld geeignet sind und wie sie zu schützen wären. Das Leo-2-Grundkonzept stammt noch aus einer Zeit, da wurde der Feind von vorne erwartet. Diese Grundauslegung gilt international für die großen Kampfpanzer, selbst bis zum modernsten russischen T-14 Armata.

Die schweren Kettenfahrzeuge sind eben für ein Duellgefecht ausgelegt und weisen den maximalen Schutz im Bereich der Front sowie in einem kleinen Seitenwinkel auf. Da zum Beispiel der russische Panzerabwehr-Lenkflugkörper Kornet sogar 1,2 Meter dicken Panzerstahl durchschlagen kann, ist ein Panzer an seinen weniger geschützten Flächen relativ verwundbar.

Zwar gibt es für zehn Zerstörungen keine offizielle Bestätigung – aber Experten zweifeln nicht an Verlusten. Der deutsche Hersteller und Generalunternehmer Krauss-Maffei Wegmann (KMW) will sich dazu nicht äußern.

von

Günter Schwarz – 12.01.2017