Der Jurist und Politiker der „Det Radikale Venstre“-Partei (Linke Reformpartei), der vom 28. Oktober 1909 bis 5. Juli 1910 und erneut von 21. Juni 1913 bis zum 29. März 1920 dänischer Ministerpräsident beziehungsweise Statsminister, wie es in Dänemark heißt, war, Carl Theodor Zahle, wird am 19. Januar 1866 in Roskilde geboren. Von 1929 bis 1935 war er dann noch Justizminister seines Landes.

Carl Theodor Zahle wurde in Roskilde als Sohn des Schuhmachermeisters Christian Lauritz Gottlieb Zahle und dessen Frau, Karen Emilie Dreyer, geboren. Schon auf dem Gymnasium war er an Politik interessiert und fühlte sich als überzeugter Demokrat in Opposition zu der damals etablierten Estrup Regierung. Er studierte Rechtswissenschaften an der Universität von København bis 1890 und arbeitete anschließend einige Zeit für die Presse. So war er zum Beispiel ein Jahr lang Herausgeber der Aarhus Amtstidende (1890-1891), und dann ging er in die Politik. Im Jahr 1894 wurde er zudem Rechtsanwalt.

Im Jahr 1895 wurde er bei den Regionalwahlen für den Wahlkreis Ringstedkredsen (Ringstedkeis auf Sjælland) aufgestellt gewählt. Nach Meinungsverschiedenheiten über Finanzen mit dem Präsidenten des Rates, dem Minister J. C. Christensen, gründete er 1905 die „Det Radikale Venstre“-Partei (Linke Reformpartei) und wurde der erste Vorsitzende der Partei. Bereits im Jahr 1909 war er mit seiner Partei im Folketing konnte am 28. Oktober 1909 als Statsminister (Premierminister) eine Minderheitsregierung bilden. Aber schon am 5. Juli 1910 wurde diese Regierung wieder abgelöst. Daraufhin wurde Carl Theodor Zahle 1911 zum Bürgermeister und zum Bezirks-Gerichtsvollzieher in Stege, dem Hauptort auf der Insel Møn gewählt.

Im Jahr 1913 erreichte er mit seiner Partei eine Parlamentsmehrheit im Folketing und bildete erneut eine radikale Regierung. Diese Regierung hatte Bestand bis 1920 und regierte die gesamte Zeit während des 1. Weltkrieges. Bei Ausbruch des Krieges bestand die Hauptaufgabe der Regierung darin, Dänemarks Neutralität zu wahren, und das gelang Zahle nicht zuletzt dank des Außenministers Scavenius. Trotz der Neutralität verursachte der Krieg eine große Versorgungsunsicherheit, die es nötig machte, große regulatorische Eingriffe in der Gesellschaft durchzusetzen, und das machte der Innenminister Ove Rode.

Zum Ende des Krieges hatte die politische Opposition viel Wut gegen die Regierung aufgestaut, da sie der Meinung war, Dänemark hatte sich während des Krieges zu pro-deutsch verhalten. Hinzu kam die Frage nach dem deutschen Teil Jyllands (Jütland) nach dem Krieg von 1864 und vor allem die Stadt Flensburg. Die Opposition hätte Flensburg gern Dänemark angegliedert und das unabhängig von dem Ergebnis der Abstimmung, und Zahle weigerte sich, dem zu folgen. Er wollte die Abstimmung zu der Frage abwarten und das Wahlergebnis akzeptieren. Daraufhin entließ König Christian X. die Regierung, woraufhin 1920 die Påskekrisen (Osterkrise) ausgelöst wurde, da die Radikalen und die Sozialdemokraten die Entlassung als verfassungswidrig betrachteten.

Carl Theodor Zahle wurde danach nicht wieder Regierungschef, aber in der Stauning-Munch-Regierung wurde er von 1929 bis 1935 zum Justizminister berufen.

 Carl Theodor Zahle starb am 03. Februar 1946 in Gentofte im Norden der Hauptstadtregion nahe København.

von

Günter Schwarz – 19.01.2017