Ein Video-Clip aus Dänemark des Fernsehsenders TV2 demonstriert sehr eindrucksvoll, wie falsch und auch gefährlich unser „Schubladendenken“ ist. Und was wir tun müssen, um uns zu versöhnen.

Es ist einfach, Menschen in Schubladen zu stecken – Nationalisten gegen Flüchtende, Rechte gegen “Linksgrün versiffte Gutmenschen”, Trump gegen Muslime, Hellhäutige gegen Dunkelhäutige, Einheimische gegen Ausländer… Die Liste von sich bestenfalls misstrauisch beäugenden Gruppierungen ließe sich lange fortsetzen. Besonders in dieser beunruhigenden Zeit, in der auch im Westen Männer Macht anhäufen, die die Menschheit gegeneinander aufhetzt statt sie zu versöhnen.

Dazu passt der Clip „All that we share“ (Alles, was wir gemeinsam haben), den der dänische Sender TV2 genau an dem Tag bei Youtube hochlud, als Trump seinen empörenden Einreisestopp gegen Millionen Muslime verhängte.

„Es ist einfach, Menschen in Schubladen zu stecken“, sagt der Sprecher im Video, „da sind wir, und da sind die“. Doch dann fragt er: „Vielleicht haben wir mehr gemeinsam als wir denken?“, und zeigt mit ein paar einfachen Fragen, dass genau das zutrifft.

Unser Schubladendenken wird demontiert

Wir sehen eine große Halle, in der scheinbar sehr unterschiedliche Menschen aufeinandertreffen: Junge, Alte, Kinder, Bodybuilder, Anzugträger, Tätowierte, Frauen mit und ohne Kopftuch, Einwanderer, Einheimische. Sie ordnen sich automatisch den Menschen zu, von denen sie glauben, dass sie ihnen selbst am ähnlichsten sind.

Ein Moderator stößt hinzu und begrüßt die Leute mit den Worten: „Willkommen! Ich werde euch heute ein paar Fragen stellen. Manche sind vielleicht etwas persönlich, aber ich hoffe, ihr werdet sie ehrlich beantworten.“

Dann stellt er Fragen wie:

  • Wer in diesem Raum war Klassenclown?
  • Wer hat Stiefkinder?
  • Wer wurde gemobbt?
  • Wer hat gemobbt?
  • Wer hatte so viel Glück, in der letzten Woche Sex zu haben?
  • Wessen Herz ist gebrochen?
  • Wer ist verliebt?

Nach jeder Frage sortieren sich die Menschen neu. Diejenigen, die sich angesprochen fühlen, gehen aufeinander zu: Junge, Alte, Kinder, Bodybuilder, Tätowierte, Frauen mit und ohne Kopftuch, alle durcheinander und schließlich neu vereint.

Schließlich sagt der Sprecher: „Und dann, plötzlich, gibt es ein Wir …

… wir, die gemobbt wurden und wir, die gemobbt haben …

… wir, deren Herz gebrochen ist …

… wir, die verliebt sind …

… wir, die letzte Woche Sex hatten …“

Und resümiert: „Vielleicht ist da mehr, das wir teilen, als wir denken.“

Der Clip zeigt eindrucksvoll, wie unser „Schubladendenken“ die Menschen sortiert und entzweit – was eine zentrale Voraussetzung für Hass und Kriege ist. Und wie wichtig es ist, sich immer wieder klar zu machen, dass diese Zuordnungen nicht nur schädlich, sondern völlig willkürlich sind – und dass sie dem Einzelnen niemals gerecht werden können.

von

Günter Schwarz– 01.02.2017