(Stockholm) – Der schwedische Wirtschaftsminister Mikael Damberg (Sozialdemokraten) beklagt die „schwerwiegenden“ Probleme bei der dänischen Post, die in der „Postnord“ in einer Union mit der schwedischen Post verbunden ist. Noch diesen Monat wird in Stockholm Bilanz gezogen – wobei es für Dänemark schlecht aussieht.

„Ich kann gewisse Handlungsalternativen in der Zukunft nicht mehr ausschließen, muss jetzt aber erst einmal feststellen, dass wir in einer ,Ehe‘ sind, die ich geerbt habe“, sagte der schwedische Wirtschaftsminister Mikael Damberg am Freitag der Nachrichtenagentur TT.

Ein Bekenntnis des Ministers zur nordischen Zusammenarbeit der Post sieht allerdings anders aus. Das schwedisch-dänische Staatsunternehmen „Postnord“ hat 2016 einen Verlust von rund 795 Millionen Kronen (107 Millionen Euro) erwirtschaftet. Das Minus geht allein zulasten der dänischen Abteilung. Dort steht dann auch die nächste große Entlassungswelle von rund 1.000 Mitarbeiter ins Haus. (Sh-UgeAvisen berichtete gestern darüber.)

Dänische Postnord mit deutlich schlechteren Zahlen als die Schweden

Ein Blick in den Jahresgeschäftsbericht zeigt: Während „Postnord „Schweden 647 Millionen Dänische Kronen Gewinn erzielte, machte „Postnord“ Dänemark rund 1,5 Milliarden Kronen Verlust. In Schweden konnte der Umsatz trotz stark sinkender Briefsendungen stabilisiert werden, die dänische Postnord verlor dagegen sechs Prozent.

Insgesamt steht die schwedische „Postnord“ deutlich stärker da. Herunter gerechnet auf den Umsatz pro Einwohner erreichen die Schweden 1.881 Kronen (0,253 Euro) pro Kopf, während es in Dänemark 1.314 Kronen (0,176 Euro) pro Einwohner sind. Und das trotz der deutlichen Preisanstiege in Dänemark – oder wegen?

Einbruch nach Porto-Erhöhung

Der Geschäftsbericht für 2016 offenbart die drastischen Folgen der Portoerhöhung im Sommer vergangenen Jahres. Schon zu Beginn 2016 war das dänische Briefporto zum teuersten in ganz Europa angehoben worden. Mitte des Jahres dann wurde mit einer sogenannten „Vereinfachung“ der Portogebühren noch einmal nachgelegt. 27 Kronen (3,63 Euro) kostet sogenannte A-Post bis 50 Gramm – also auch eine Postkarte – ins Ausland oder wenn sie innerhalb von zwei Tagen ihr Ziel im Inland erreichen soll.

Von rund 60 Millionen verteilten sogenannten A-Briefen im vierten Quartal 2014 ist die Zahl auf knapp über 20 Millionen im vierten Quartal 2016 gesunken. Zugleich blieb die Zahl der per „Schneckenpost“ (bis zu fünf Werktage) verschickten Briefsendungen nach einem zwischenzeitlichen Einbruch in etwa konstant – bei rund 70 Millionen.

Schwedischer Minister entnervt

Er habe die „Ehe“ mit der dänischen Post von seiner Vorgängerin, der damals äußerst umstrittenen Wirtschaftsministerin Maud Olofsson von der Zentrumspartei nur geerbt, sagte Damberg, und er habe verlangt, dass ihm sämtliche Unterlagen vorgelegt werden. „Hatte man die dänischen Bedingungen im Blick, warum wurde das Unternehmen so organisiert, wie das geschehen ist?“, fragt er. Am 21. Februar will er den Bericht dem Wirtschaftsausschuss des Stockholmer Reichstages vorlegen.

„Wir müssen vor allem dafür sorgen, dass Postnord diese Zeit übersteht, aber auch dafür, dass das schwedische Unternehmen nicht zum Leidtragenden der Situation in Dänemark wird.“

„Postnord“-Geschäftsführer Håkan Ericsson bemüht sich gar nicht erst darum, ein positives Bild der Lage zu zeichnen. In Schweden, sagt er, habe man den Stellen- und Serviceabbau auf „natürliche“ Weise vollziehen können, und das werde auch weiter so laufen. In Dänemark allerdings „haben wir den Punkt erreicht, wo das nicht mehr geht“. Und bei allen Einsparungen rechnet er weiterhin mit Verlusten. Zugleich verteidigt er den Zusammenschluss der dänischen und der schwedischen staatlichen Post weiter – schließlich sei so eine „fantastische Position in Logistik und E-Handel“ geschaffen worden.

Schwedische Zeitung: Es gab Warnsignale

Schon 2008, als die „Ehe“ beziehungsweise der Zusammenschluss der beiden Postdienste verhandelt wurde, die 2009 zu der Gründung der „Postnord“ führte, habe es Warnungen vor der neuen Struktur gegeben, schreibt die schwedische Tageszeitung „Dagens Nyheter“. Die schwedische Behörde für wirtschaftliche Entwicklung habe geurteilt, die Stimmenverteilung von 50:50 zwischen Dänemark und Schweden im Aufsichtsrat „scheint aus schwedischer Sicht ein schlechtes Geschäft“ zu sein. Der damalige Umsatz der schwedischen Post habe, so die inzwischen aufgelöste Behörde, 70 Prozent der neuen „Postnord“ betragen, Schweden erhielt aber nur 60 Prozent der Anteile – und für eine einmalige Zahlung von 1,1 Milliarden Kronen (148 Millionen Euro) an den schwedischen Staat wurde das Stimmengleichgewicht vereinbart. Dadurch könne, so die Kritik der Behörde, der schwedische Staat keine Kontrolle mehr über die schwedische Post ausüben, was „das staatliche Eigentum der Firma überhaupt infrage stellt“.

Fakten zu Postnord

„Postnord“ gehört zu 60 Prozent dem schwedischen Staat und zu 40 Prozent Dänemark. Die Stimmrechte sind jedoch mit 50:50 verteilt. Der Konzern arbeitet mit dem deutschen DPD als Partner beim Paketversand und übernimmt dessen Dienste in Dänemark, Schweden, Norwegen und Finnland. Hauptsitz ist Solna bei Stockholm. 2009 wurden die Postwesen der beiden Länder unter jeweils bürgerlichen Regierungen zusammengelegt. In Dänemark wird der Name „Postnord“ erst seit 2016 anstelle des alten Post Danmark auf allen Produkten benutzt. Insgesamt sind noch rund 35.000 Mitarbeiter bei „Postnord“ beschäftigt.

von

Günter Schwarz – 11.02.2017