Der 26-jährige Peter Jansen Wessel (im Bild) wird am 24. Februar 1716 unter dem Namen Tordenskjold (Donnerschild) geadelt.

Peter Jansen Wessel. Geboren am 28. Oktober 1690 in Trondheim in Norwegen und verstorben nach einem Duell am 12. November 1720 in Gleidingen bei Hannover war ein Seeheld in der dänisch-norwegischen Flotte. Für seine Leistungen als dänisch-norwegischer Marineoffizier während des Großen Nordischen Krieges wurde er geadelt und erhielt den Namen Tordenskjold. Er war der Bruder des Marineoffiziers Caspar von Wessel.

Wessel war das zehnte Kind eines Ratsherrn. Er ging heimlich auf ein Schiff nach København, wo sich der königliche Kaplan Peder Jespersen seiner annahm, ihm einen Platz auf einem Westindienfahrer und schließlich am 11. Januar 1709 im Königlichen Marine-Kadetten-Korps verschaffte. Er fuhr nach Ostindien, wurde am 7. Juli 1711 Leutnant und kurz darauf Kommandant der Vier-Kanonen Schaluppe „Ormen“ (Schlange), mit der er Erkundungsfahrten an der schwedischen Küste unternahm.

Durch Protektion des norwegischen Admirals Baron Waldemar Løwendal, und entgegen den Wünschen der dänischen Admiralität, die ihn trotz (oder gerade wegen) seines Wagemuts und seemännischen Geschicks für unzuverlässig hielt, erhielt er im Juni 1712 das Kommando auf der 20-Kanonen Fregatte „Løvendals Gallej“. Der Nordische Krieg war damals in einer ruhigeren Phase (Karl XII. weilte im Exil in der Türkei) und Tordenskjolds Aufgabe bestand meist darin, Handels- und Transportschiffe, mit denen Schweden die Verbindungen in seine deutschen Provinzen aufrechterhielt, aufzubringen. Sein eigenwilliges Vorgehen schuf ihm aber auch Feinde bei der dänischen Marine und er wurde sogar vor ein Kriegsgericht gestellt.

Der norwegisch-dänische König Frederik IV. fand aber Gefallen an ihm, schlug das Verfahren nieder und beförderte ihn zum Kapitän. Als Karl XII. 1715 aus seinem Exil zurückkehrte und der Nordische Krieg wieder aufflammte, zeichnete sich Wessel durch kleine Gefechte vor der pommerschen Küste aus, das damals zu Schweden gehörte, sowie in der Seeschlacht bei Fehmarn (April 1715). Am 24. Februar 1716 wurde er unter dem Namen Tordenskjold („Donnerschild“) geadelt.

Als Karl XII. 1716 die norwegische Festung Frederikshald belagerte, zwang ihn Tordenskjold durch Vernichtung seiner Versorgungsflotte, die im engen Dynekil-Fjord ankerte, zunächst zur Aufgabe. Zur Belohnung wurde Tordenskjold befördert und erhielt das Kommando der Kattegat-Flottille. Anfang 1717 zerstörte er damit Teile der schwedischen Flotteneinheiten in Göteborg, mit denen die Schweden die Verbindungswege zwischen Dänemark und Norwegen bedrohten. Da er dabei nicht alle Operationsziele erreichte, versuchten seine Feinde in der dänischen Marine ihn wieder durch ein Kriegsgerichtsverfahren zu stürzen, dem er aber 1718 durch energisches Eingreifen seines Patrons Admiral Gyldenløve entging.

Mit dem Tod von Karl XII. im Dezember 1718 vor der Festung Frederikshald war der Große Nordische Krieg größtenteils beendet. Tordenskjold wurde zum Vizeadmiral befördert und zeichnete sich noch einmal durch die Eroberung der von den Schweden gehaltenen Festung Carlsten in Marstrand durch eine Kriegslist aus. Tordenskjold hatte nur 700 Mann, machte bei Übergabeverhandlungen den schwedischen Offizier aber zuerst betrunken, um ihm dann an den verschiedenen Toren der Festung dieselben Soldaten immer wieder neu vorzuführen. Von einer Übermacht überzeugt übergab der Kommandant schließlich die Festung. Bei dieser Gelegenheit konnte Tordenskjold auch die schwedische Göteborg-Flottille, die ihm zuvor teilweise entkommen war, endgültig vernichten bzw. deren Schiffe aufbringen.

Nach dem Frieden von Frederiksborg am 23. Juli 1720 ließ sich Tordenskjold beurlauben und ging auf Reisen. Am Kurfürstlichen Hof in Hannover, wo Georg I. auf einem seiner vielen Besuche aus England weilte, traf er auf den schwedischen Oberst Jakob Axel Staël von Holstein. Beim Kartenspiel kam es zu einem Streit (Tordenskjold beschuldigte ihn, einen dänischen Landsmann beim Spiel betrogen zu haben), dem eine handgreifliche Auseinandersetzung folgte, die mit einer Duellforderung durch Stael endete.

Weil Zweikämpfe mit Waffen im Kurfürstentum Hannover verboten waren, fand der Kampf am 12. November 1720 im benachbarten Bistum Hildesheim auf der Sehlwiese bei Gleidingen statt. Tordenskjold hatte die Wahl der Waffen und wählte zunächst Pistolen, mit denen er sehr erfahren war. Stael umging dies aber, indem er dem Sekundanten mit den Pistolen weismachte, das Duell sei abgesagt. Nach anderer Darstellung teilte Tordenskjolds Sekundant G. O. von Münchhausen mit, der kurzsichtige Stael sei bereits abgereist, so dass sich Pistolen erübrigten und man nur pro forma zum Duellplatz reiste.

Am Duellplatz fand Tordenskjold im Morgengrauen allerdings dann eine Gruppe von 20 Personen vor. Das Duell wurde nun mit Degen ausgetragen (nach anderen Angaben hatte Tordenskjold nur ein Rapier, Stael dagegen ein schwedisches Langschwert) und Tordenskjold erhielt beim ersten Waffengang einen Stich durch den rechten Oberarm in die Brust. Sowohl Stael, der von dem französisch-schwedischen Abenteurer Sicre begleitet war, als auch Münchhausen verließen den Duellplatz sofort, ohne sich um Tordenskjold zu kümmern, der in den Armen seines Kammerdieners auf dem Platz verstarb (eine Hauptschlagader war getroffen und er verblutete).

Die Darstellungen seines Todes gehen aber auseinander. Nach anderen Darstellungen wurde er über die Grenze zurück ins Hannoversche nach Rethen gebracht, wo er in einem Gasthaus starb. Insbesondere das Verhalten der Sekundanten hat später Verdächtigungen Nahrung gegeben, der Tod wäre die Folge einer Verschwörung gewesen.

Sein Leichnam wurde in Rethen (oder Grasdorf) aufgebahrt, nach København überführt und in der Holmens Kirke in aller Stille beigesetzt (nur wenige Freunde waren anwesend), da Duellanten in Dänemark damals keine kirchliche Beisetzung erhielten (andere Quellen sprechen von einer Intrige von Seiten der dänischen Admiralität, die eine würdige Beisetzung verhinderte). 1817 ließ Kong Frederik VI. Tordenskjold ein Grabmal in einer Seitenkapelle der Holmens Kirke errichten.

 von

Günter Schwarz – 24.02.2017