Premiere nach 170 Jahren: Eine unvollendete Oper von Franz Liszt soll im Juni in Großbritannien erstmals auszugsweise aufgeführt werden. Das Manuskript für die Oper war vor mehr als zehn Jahren von David Trippett, einem Musikforscher der Universität Cambridge, in einem Archiv in Weimar gefunden worden.

Eine Sopranistin werde im Juni eine etwa zehnminütige Szene aus der Oper bei einem BBC-Gesangswettbewerb darbieten, teilte die Fakultät für Musik der Universität Cambridge mit. Liszt hatte 1849 begonnen, eine italienische Oper zu komponieren, aber die Arbeit auf halbem Wege wieder aufgegeben, sagte Trippett.

„Die Musik, die überlebt hat, ist atemberaubend – eine einzigartige Mischung aus italienisch beeinflusster Gefühlsbetontheit und harmonischer Innovation.“ Liszt habe an dem Stück gearbeitet, als er erstmals Richard Wagners Opern für sich entdeckt hatte.

Basierend auf Tragödie von Lord Byron

Das Libretto der Oper basiert auf der Tragödie „Sardanapal“ von Lord Byron. Der friedliebende König von Assyrien glaubt an das Gute im Menschen, wird aber von Rebellen gestürzt und stirbt mit seiner Geliebten den Flammentod.

Große Teile des Manuskripts waren in Kurzschrift verfasst, so dass es unter Experten als unleserlich und unmöglich zu vervollständigen galt. Nach zwei Jahren Arbeit war es dem Forscher aber gelungen, den ersten Akt zu rekonstruieren. „Die einzige Quelle für diese Oper ist ein einziges Manuskript mit 111 Seiten Musik für Piano und Sänger“, sagte Trippett.

von

Günter Schwarz – 08.03.2017