Sandra Maischerger hat gestern Abend mit ihren Gästen die kommenden Brexit-Verhandlungen diskutiert. Zu Gast waren der ehemalige Hamburger Bürgermeister Klaus von Dohnanyi (SPD), Bayerns CSU-Finanzminister Markus Söder, der frühere Brüssel-Korrespondent der ARD, Rolf-Dieter Krause, die Grünen-Bundestagsabgeordnete Marieluise Beck, Axel Antoni, der als deutscher Unternehmensberater in London lebt, und AfD-Vize-Chefin Beatrix von Storch.

Seit gestern ist es offiziell, Großbritannien hat die Scheidungspapiere bei der EU eingereicht, der Brexit ist damit auf den Weg gebracht. Die endgültige Trennung kann es allerdings erst in zwei Jahren erfolgen. Bis dahin wird noch verhandelt – ob in Form eines Rosenkriegs oder verständnisvoll, weil man Freunde bleiben will? Man muss abwarten.

Der Rest der EU scheint sich seit der kriselnden Beziehung zu den Briten jedenfalls so gut wie lange nicht zu verstehen. Gehen die Europäer durch den Brexit etwa auf Schmusekurs? Kuscheln sie die Populisten ins Abseits? „Brexit stärkt Europa! Nationalisten am Ende?“, fragte am Mittwochabend Sandra Maischberger ihre Gäste, unter den sich auch die stellvertretenden AfD-Vorsitzende Frau von Storch befand.

Die AfD klagt schon länger darüber, dass sie bei Talkshows zu kurz komme. Doch wenn sie dann drin sitzt, hat sie zumeist nicht sonderlich viel zu sagen, was Substanz hat. Gestern durfte die AfD wieder eine Vertreterin ins Fernsehen schicken. Das wurde aus Sicht der Partei aber auch höchste Zeit. Hatte man doch im Vorfeld festgestellt, von den TV-Talkshows derzeit stiefmütterlich behandelt zu werden.

Beatrix von Storch nutzte die Chance und gab sich als eine Frau mit Gefühlen. Sie habe geweint, als am Mittwoch der Brexit-Antrag zugestellt worden war. „Weil ich mich gefreut habe, dass es nicht nur einen Weg hinein, sondern auch hinaus gibt aus der EU.“ Und weil nichts von dem eingetreten sei, was zuvor heraufbeschworen worden war, nämlich: „Die Insel geht sofort unter, es gibt Pest, es gibt Krieg.“ Wer das gesagt haben soll? Wusste von Storch dann auch nicht mehr so genau.

Gerade beim Kernthema des Abends hätte man von der AfD-Vize-Chefin mehr erwartet. Da stellt jemand die These auf, die Nationalisten seien am Ende, weil sich Europa einig zeige, und was sagt von Storch? Sie findet es toll, dass bei „Pulse of Europe“, einer Bewegung, die Populisten die Stirn bieten will, Menschen für ihre Meinung einstehen. Dem ist nicht zu widersprechen, aber damit überließ sie das Feld quasi kampflos den anderen Gäste und schoss sich und damit der AfD gegenüber wieder einmal ein Eigentor.

Die komplette Maischberger-Sendung unter dem Titel „Brexit stärkt Europa! Nationalisten am Ende?“ sehen sie hier:

von

Günter Schwarz – 30.03.2017