(Hamburg) – Das Ringen um Betriebe und Arbeitsplätze bei Senvion hat begonnen. Gewerkschaften, Belegschaft und Politik wollen sich für den Fortbestand der norddeutschen Standorte des Windkraftanlagenherstellers Senvion einsetzen. „Wir wollen um alle Standorte kämpfen“, sagte der schleswig-holsteinische Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD) am Montag in Hamburg.  Doch der Vorstand von Senvion blieb dem Treffen mit Politikern und Gewerkschaftern fern.

Einst wurde die Firma Senvion in Husum gegründet, dort aufgebaut und groß gemacht, bis eine „Bande von Heuschrecken“ die Firma übernahm, denen die Beschäftigten „sch…egal“ sind und die lediglich daran denken, ihre eigenen Taschen und die Portemonnaies ihrer sogenannten Anleger vollzustopfen.

So klingen die Äußerungen aus dem Vorstand wenig optimistisch für die Beschäftigten und für die betroffenen Standorte in Husum, Osterrönfeld, Bremerhaven, Trampe und Eberswalde. Er werde auch künftig nicht an einem „Runden Tisch“ mit Gewerkschaftern und Politikern teilnehmen, kündigte Senvion-Vorstandschef Jürgen Geißinger am Dienstag in Hamburg an. „Ich finde, da muss man nicht hingehen. Ich glaube nicht, dass an so einem ,Runden Tisch‘ eine Lösung zustande kommt.“

Der Vorsitzende des SSW im Landtag, Lars Harms, warnte dagegen davor, die Westküste als Windkraftregion schlecht zu reden. Die Schließung des Senvion-Standorts Husum sei eine kapitalistische Entscheidung zulasten der Beschäftigten und zeigt: „Die kriegen einfach den Hals nicht voll”

„Die Westküste ist und bleibt die attraktive Windenergieregion schlechthin“, sagte Harms in der aktuellen Stunde des Landtags während seiner letzten Sitzung. Wer die Senvion-Schließung nutze, um mit der Landesregierung abzurechnen, der würde nicht nur Tatsachen verklären, sondern seinen Wahlkampf vor allem auf dem Rücken der Senvion-Beschäftigten betreiben. „Was wir jetzt brauchen, ist parteiübergreifende Unterstützung für die vielen Familien, die von eiskalten Entscheidung des Senvion-Konzerns betroffen sind“, so Harms.

Behauptungen aus der Opposition, die Landesregierung habe nicht genug getan, um die Westküste industriepolitisch voran zu bringen, seien schlicht falsch, so Harms.

Allein in dieser Wahlperiode sei die Anzahl der Beschäftigten in der Windenergiebranche in Schleswig-Holstein von 14.000 auf 18.000 gestiegen. Davon die meisten in Nordfriesland. Die Zusammenarbeit mit Hamburg um die Windmesse habe sich mitnichten als Katastrophe, sondern als fruchtbar erwiesen. Und: „ Husum ist die erfolgreichere der beiden Messen. Sie ist stets ausgebucht und stark frequentiert“, gab Harms zu bedenken.

Aus infrastruktureller und wirtschaftlicher Sicht sei das Aus des Husumer Senvion-Standorts nicht zu begründen. Die hafenmäßige Anbindung in Husum sei perfekt, ebenso die Breitbandanbindung. In Husum-Schwesing und St. Peter Ording stünden gut funktionierende Offshore-Flughäfen zur Verfügung, das Ausbildungsniveau in der Region sei hoch.

Lars Harms mahnte die Opposition zum ehrlichen Umgang mit dem Thema. Die Betriebsniederlegung in Husum habe weder mit Verkehrsanbindungen oder Landespolitik zu tun: „Das Husumer Senvion-Werk schreibt schwarze Zahlen, dennoch will Senvion lieber Betriebsstätten in Portugal errichten. Die Wahrheit ist: Die kriegen einfach den Hals einfach nicht voll“, so Harms.

von

Günter Schwarz – 31.03.2017