(Dortmund) – In den sozialen Netzen verbreiten sich seit dem Anschlag auf den BVB-Mannschaftsbus am gestrigen Abend bei der Anfahrt zum Champions Liga Hinspiel  die wildesten Theorien, die allesamt mit äußerster Vorsicht behandelt werden sollten, denn die Polizei hält sich noch weitgehend bedeckt, um die Ermittlungsarbeit nicht zu gefährden, die hoffentlich zu dem Täter oder den Tätern füphren wird, die für diesen feigen Anschlag tatsächlich verantwortlich sind.

Fest zwangsläufig stellt sich die Frage, hat der „Islamische Staat“ den Anschlag auf den BVB-Mannschaftsbus verübt? Nach Medieninformationen könnte das ein Bekennerschreiben nahelegen. Allerdings kursiert im Internet ein weiteres Schreiben, das auch in diese Richtung weist.

Nach Informationen von Süddeutscher Zeitung, NDR und WDR handelt es sich um ein einseitiges Schreiben, das mit den Worten „Im Namen Allahs, des Gnädigen, des Barmherzigen“ beginnt. Darin werde auf den Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt und den Einsatz deutscher Tornado-Kampfflugzeuge in Syrien Bezug genommen.

Sportler und andere Prominente „in Deutschland und anderen Kreuzfahrer-Nationen“ stünden auf einer „Todesliste des Islamischen Staates.“ Dies gelte solange, bis die deutschen Tornados aus dem Kalifat des Islamischen Staats abgezogen und die amerikanische Luftwaffenbasis im pfälzischen Ramstein geschlossen werde. Fußballfans werden angeblich nicht als Ziele erwähnt. Das Schreiben trage keine Unterschrift.

Echtheit wird überprüft

Die Ermittler wollten sich zunächst nicht näher zu dem Schriftstück äußern. „In dem Schreiben wird Verantwortung für die Tat übernommen“, sagte Staatsanwältin Sandra Lücke am Dienstagabend in Dortmund. Die Echtheit werde derzeit intensiv geprüft. Inzwischen hat im Laufe der Nacht die Bundesanwalt die Ermittlungen übernommen, was immer geschieht, wenn hinter einer Tat ein Verbrechen mit terroristischem Hintergrund vermutet wird.

Auf Twitter kursierte zeitweise ein angebliches Bekennerschreiben der Autonomen Antifa. Dieses kursiert seit dem späten Dienstagabend im Internet und erklärt, der Bus sei mit eigenes für den Anschlag angefertigten Sprengsätzen als „Symbol für die Politik des BVB“ attackiert worden, die sich nicht genügend gegen Rassisten, Nazis und Rechtspopulisten einsetze. Seit Jahren dürften auch Menschen mit einer menschenverachtenden Gesinnung ins Stadion, anstatt örtliche Antifaschisten zu Rate zu ziehen, „um solches Gedankengut aus dem Stadion zu verbannen“. Auch hier ist unklar, ob das Schreiben authentisch ist. Offenbar wurde das Schreiben mittlerweile von der Website der Linksradikalen gelöscht. Auf dieser kann prinzipiell jeder posten, allerdings müssen die Beiträge von den Moderatoren der Seite erst freigeschaltet werden.

In Sicherheitskreisen wurde betont, der Hintergrund der Tat stehe keinesfalls fest. Es könne sich jeweils auch um Fälschungen handeln, die auf falsche Spuren locken sollten. Bei den Tätern könne es sich nach wie vor auch um gewaltbereite Fußballfans, Erpresser, andere Kriminelle oder Menschen mit rechtsextremem Hintergrund handeln.

von

Günter Schwarz – 12.04.2017