(Bremen) – Xavier Naidoo und die Söhne Mannheims kassieren immer mehr Kritik nach ihrem Song „Marionetten“, der Politiker als Volksverräter diffamiert. Nach der Parodie von Jan Böhmermann in seiner Satiresendung zdfneo royale in der vergangenen Woche distanziert sich jetzt Radio Bremen von dem Sänger.

Radio Bremen (RB) stoppt seine Zusammenarbeit mit dem umstrittenen Sänger Xavier Naidoo und seiner Band „Söhne Mannheims“. Einige Passagen seines neuen Songs „Marionetten“ hörten sich „verdächtig nach rechtem Gedankengut an“, teilte die ARD-Anstalt auf ihrer Homepage mit. Deshalb ziehe die junge RB-Welle „Bremen Vier“ ihre Zusage zurück, zwei Naidoo-Konzerte in Bremen zu „präsentieren“, also dafür zu werben und mit dem RB-Emblem auf Tickets und Plakaten zu erscheinen. „Da, wo es noch geht, nehmen wir unsere Logos raus“, sagte Wellenchef Helge Haas.

In dem Song „Marionetten“ werden Volksvertreter als „Volks-in-die-Fresse-Treter“ bezeichnet, die von unbekannten Mächten gesteuert würden. „Wenn ich so einen in die Finger krieg, dann reiß ich ihn in Fetzen“, heißt es an einer Stelle. Nach Ansicht des Wellenchefs ruft der Song zu Selbstjustiz auf und verneint die Unabhängigkeit demokratisch gewählter Parlamente. Das sei weit entfernt von den Werten, die RB vertrete.

Der 45-jährige Musiker war schon häufiger in die Kritik geraten, weil er Deutschland als besetztes Land bezeichnete und bei einer Reichsbürger-Veranstaltung auftrat. Trotzdem wollte der NDR ihn beim Eurovision Song Contest 2016 für Deutschland auftreten lassen. Erst nach heftigen Protesten nahm der Sender die Entscheidung zurück.

Eines der beiden Bremer Konzerte findet bereits am Sonnabend statt. Warum der Sender erst jetzt die Kooperation aufkündigt, begründete Wellenchef Haas damit, dass „wir ihm bisher abgenommen haben, dass er missverstanden wurde“. Der Satiriker Jan Böhmermann hatte Naidoo jüngst in einem Video parodiert.

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dpa / Günter Schwarz – 09.05.2017