(Berlin) – Eine Talkshow am Abend des Muttertags – da ist es nur fair, dass es auch kurz um die Sichtweise einer Mutter geht: Anne Will verriet am Sonntagabend in ihrer Sendung, dass sich ihre Mutter immer ärgere, wenn sie in den Fernsehdiskussionen, die ihre Tochter moderiert, nichts versteht. Ob ihr das auch bei dieser Sendung so ging? Stellenweise dürfte sie durchaus Grund für Beschwerden gehabt haben.

Und auf Anne Wills Redaktion war Verlass. Die Polit-Talkerin hatte einen Videoausschnitt mit in die Sendung genommen, der Martin Schulz noch zum Verhängnis werden könnte. Am 2. April hatte dieser nämlich tatsächlich gesagt, dass, wenn er am 14. Mai auf die Wahlergebnisse schaue, der Balken nach oben gehen und Hannelore Kraft Ministerpräsidentin bleiben werde. „Und dann werde ich Bundeskanzler!“ – Jawohl. Das war wohl nichts!

Talkshowerprobte Politiker versuchten bei „Anne Will“ die Ergebnisse der Landtagswahl in NRW für ihre Zwecke zu nutzen. Und Jürgen Trittin macht sich Feinde mit einem seltsamen Machtkalkül.

Mit Schulz` Parteifreundin und Familienministerin Manuela Schwesig, dem hessischen CDU-Ministerpräsidenten Volker Bouffier, dem stellvertretenden FDP-Vorsitzenden Wolfgang Kubicki, dem gefühlten Ober-Grünen, derzeit aber „nur“ als Bundestagsabgeordneter firmierenden Jürgen Trittin und dem Chefredakteur der „Zeit“ Giovanni di Lorenzo diskutierte Anne Will über die Auswirkungen der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen.

Schwesig hielt zunächst einmal dagegen und vertrat die Ansicht, dass es kein Fehler war, dass Schulz sein Schicksal derart eindeutig, wie in dem eingangs gezeigten Mitschnitt an ein positives Abschneiden von Hannelore Kraft geknüpft hat. „Was hätte er denn anderes tun sollen?“ Danach nannte sie Armin Laschets Wahlkampf einen richtigen „Wutbürgerwahlkampf“. Außerdem antwortete Schwesig auf die Frage, ob es ein Fehler gewesen sei, dass Schulz, auf Krafts Bitte hin, die Präsentation seiner Programmatik aufschob, dass Kraft eben mit landepolitischen Themen Wahlkampf gemacht habe. Eine Antwort war das nicht.

Trittin schießt gegen Löhrmann

Es folgte der erste bemerkenswerte Auftritt Trittins. Er erklärte, dass das Wahlergebnis eine verheerende Niederlage sei – auch für seine Partei wohlgemerkt. Um dann, gemünzt auf die NRW-Schulpolitik, gegen seine Parteifreundin Sylvia Löhrmann zu schießen: „Wenn man offensichtliche Fehler macht, wie das in NRW geschehen ist, dann schneidet man eben schlecht ab.“ Und glücklicherweise habe Löhrmann nicht so viele Ämter inne, daher müsse sie nicht so viel zurücktreten. Rums – der hat gesessen!

von

Günter Schwarz – 15.05.2017