Merkel schlägt einen eigenen Weg für Europa ein, ohne die USA. – Man fragt sich, was meinte Bundeskanzlerin Merkel in dem CSU-Bierzelt damit, als sie sagte, die Europäer müssten ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen und wie weit will sie gehen?

Sicherlich hat sie unmissverständlich jedem klar gemacht, dass die eheähnliche Allianz Deutschlands mit den USA vorbei ist. An diese Stelle tritt zukünftig eine eher lose Beziehung. Angela Merkel sieht die USA nicht mehr als uneingeschränkten Partner an. Das ist eine historische Aussage. Gewiss betreibt sie damit auch ein wenig Wahlkampf. Merkel spürt, dass der EU-Skeptizismus zu Ende geht. Sonntag für Sonntag erleben wir in den großen deutschen Städten Demonstrationen für Europa. Nach dem Brexit und aufgrund des manchmal doch sehr pöbelhaften Auftretens von Trump ist das Bewusstsein gewachsen, dass Europa wieder stärker werden muss. Darauf reagiert Merkel jetzt im beginnenden Bundestagswahlkampf.

Die Aussage ist auch eine Folge der Erkenntnis, dass die Politik der kleinen Schritte, Trump freundschaftlich einzubinden, nicht klappt. Man muss selbstbewusster auftreten und versuchen, Europa zu einigen. Das funktioniert ja auch, denn angesichts der doppelten Bedrohung durch Trump und Putin gehen die Osteuropäer wieder auf die EU zu. Kurz gesagt, der atlantische Graben wird größer und die Gräben in Europa werden wieder kleiner.

#In der Militärpolitik, bei der Kooperation der Armeen ist es schon sehr deutlich. In Brüssel wird still und leise eine gemeinsame Kommandozentrale für gemeinsame europäische Militäreinsätze aufgebaut. In der Flüchtlingspolitik ist es zugegebenermaßen am schwierigsten. Aber nachdem die Flüchtlingszahlen zurückgehen, wird man auch dort – mit vielen Schwierigkeiten – eine Lösung finden. Und auch im Fall von Griechenland wird eines Tages der Schuldenschnitt kommen Es ist gut möglich, dass Trump eines Tages als Gründervater eines europäischen Staates gelten wird. Es kann sein, dass diese Art von Druck, der jetzt von den USA und von außen kommt, eine neue Einigkeit und Geschlossenheit in Europa produziert.

von

Günter Schwarz – 31.05.2017