Köln – Zwei Demonstrationszüge ziehen am Samstagnachmittag mit voraussichtlich 10.000 Teilnehmern durch die Stadt. Die Demonstration der Muslime soll ein Zeichen für den Frieden setzen. Die Stadt Köln rät Besuchern der Innenstadt dringend dazu, öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen. Nach Angaben der Polizei ist am Samstag mit erheblichen Verkehrsproblemen in der Stadt zu rechnen. 

Der aus der Türkei von der Religionsbehörde gesteuerte Islamverband Ditib, der zudem der größte Islam-Dachverband in Deutschland ist und dem Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdoğan sowie der AKP sehr nahe steht, hat sich mit seiner Absage der Teilnahme an der Anti-Terror-Demonstration in Köln parteiübergreifende Kritik zugezogen.

Besonders im Fokus steht die Demonstration von Muslimen gegen den Terror, die unter dem Motto  „Nicht mit uns“ stattfindet. Gemeldet sind hierfür bis zu 10.000 Teilnehmer. Die Muslime wollen im Fastenmonat Ramadan ein Zeichen für den Frieden setzen. Initiiert haben die Demonstration die Duisburger Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor und der Friedensaktivist Tarek Mohamad. Rund 40 Organisationen und Verbände sowie 260 Einzelpersonen, darunter Politiker und Wissenschaftler, haben den Aufruf bisher unterzeichnet.

Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özoguz, nannte die Entscheidung sehr bedauerlich. Ditib „stellt sich selbst mit dieser Haltung noch weiter ins Abseits und droht vollends seine Glaubwürdigkeit zu verspielen“, sagte Özoguz den Zeitungen der Funke Mediengruppe am Freitag.

Die türkisch-islamische Union Ditib hatte am Mittwoch entschieden, sich nicht an dem in Köln geplanten Friedensmarsch von Muslimen gegen islamistischen Terror zu beteiligen. Solche Demonstrationen „stigmatisieren die Muslime und verengen den internationalen Terrorismus auf sie, ihre Gemeinden und Moscheen“, hatte der größte Islam-Dachverband in Deutschland mitgeteilt. Unter dem Motto „Nicht mit uns“ wollen Muslime aus ganz Deutschland am Samstag in Köln mit dem Friedensmarsch ein Zeichen setzen.

Kritik an Absage des Ditib Verbandes kommt von der CDU/CSU, der SPD und den Grünen. Die Integrationsbeauftragte der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Cemile Giousouf, erklärte, es gebe „keinen sachlichen Grund, die Teilnahme an der geplanten Demonstration gegen den islamistischen Terrorismus abzulehnen“.

Der innenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Burkhard Lischka, nannte die Absage eine verpasste Chance. „Ditib und der Islamrat hätten gemeinsam mit vielen anderen Muslimen, Christen, Juden und Konfessionslosen in Deutschland ein Zeichen gegen Terror und Hass und für Weltoffenheit und Toleranz setzen können“, sagte er der „Mitteldeutschen Zeitung“ am Freitag.

Der Vorsitzende der Grünen, Cem Özdemir, bezeichnete die Begründung der Ditib-Absage in der „Berliner Zeitung“ als „mehr als fadenscheinig“.

von

Günter Schwarz – 16.06.2017