Eine Kur beantragen, den Kostenplan für eine Zahnkrone abgeben oder die neue Adresse mitteilen – es gibt immer wieder Anlässe, in denen man mit seiner Krankenkasse in Kontakt treten muss, um etwas persönlich mit der Kasse abzuklären. Wer dabei gerne persönlich von einem festen Mitarbeiter beraten wird, muss in Zukunft möglicherweise längere Wege in Kauf nehmen.

Die AOK Nordwest will in Schleswig-Holstein im Laufe des kommenden Jahres fast jeden zweiten Standort schließen. Laut der Kasse sollen vor allem die kleineren der 60 Filialen geschlossen werden. Die Krankenkasse reagiert nach eigenen Angaben damit auf die veränderten Bedürfnisse der Versicherten. Welche Zweigstellen geschlossen werden, soll im Spätsommer feststehen.

Kündigungen soll es laut Angaben aus dem Unternehmen aber nicht geben. Die betroffenen Mitarbeiter sollen in anderen Filialen versetzt werden. Neben in den Filialen können sich Kunden am Telefon oder im Internet beraten lassen. Viele Kunden erwarteten heute, auch online mit der Kasse in Kontakt treten zu können, sagte AOK-Sprecher Jens Kuschel. „Wir wissen, dass auch die ältere Generation zunehmend internetaffin ist und den digitalen Weg zu uns sucht.“ Gleichzeitig sollen die Mitarbeiter in den verbleibenden Kundenzentren mehr Möglichkeiten bekommen, denn diese werden Anträge in Zukunft beispielsweise nicht nur entgegennehmen, sondern sie bearbeiten diese auch direkt, so Kuschel. Insgesamt sind in Schleswig-Holstein etwa 700.000 Menschen – also zirka ein Viertel der Bevölkerung – bei der AOK Nordwest versichert.

Der Kieler Gesundheitsökonom Thomas Drabinski beobachtet eine generelle Tendenz zur Zentralisierung bei Krankenkassen. Für Versicherte bedeute das häufig längere Wege zur nächstgelegenen Filiale, so der Experte. Die Barmer GEK hatte in den vergangenen Jahren ebenfalls ihr Filialnetz umstrukturiert und fast die Hälfte der 30 Geschäftsstellen in Schleswig-Holstein geschlossen.

von

Günter Schwarz – 22.06.2017