Während in den Niederlanden Hunderte von Türken sitzen und warten, eine Entscheidung auf ihren Asylantrag zu erhalten, bearbeiten die deutschen Behörden died Asylanträge von Türken wesentlich zügiger. In Dänemark werden dagegen kaum Asylanträge von Türken gestellt, was nicht zuletzt in Zusammenhang mit der restriktiven Ausländerpolitik der konservativen dänischen Regierung stehen dürfte.

Alle diese Menschen sind seit dem gescheiterten Putschversuch am 14./15. Juli im vergangenen Jahr geflohen, da sie dort Repressalien unterstanden beziehungsweise diese begründet erwarten. „Wenn ich zurückgehe, werde ich verhaftet. Ich kann meine Familie nicht mehr sehen. Ich würde es nicht sagen und darum gebeten haben, anonym bleiben zu können“, wenn ich dieses dem niederländischen Fernsehen sage. Er ist nur einer unter Hunderten, und er kommt aus einer Welt, in der genau vor einem Jahr sich alles geändert hat. Damals liefen die Nachrichten von einem gescheiterten Militärputsch in der Türkei um den Globus.

Seitdem verhafteten türkischen Sicherheitskräfte zigtausende Menschen und steckten sie in Gefängnmisse, die inzwischen aus allen Nähten platzen. Hunderttausende, die in Verdacht stehen, links zu denken und die geringsten Verbindungen zu Putschisten gehabt zu haben, wurden aus ihren Ämtern, Anstellungen und von den Arbeitsplätzen entfernt. Tausende Türken sind in europäische Länder geflohen.

Die Niederlande, wo seit dem Putsch im vergangenen Jahr 377 Asylanträge von Türken eingingen, hatten im gesamten Jahr 2015 nur 56 Asylanträge von Türken erhalten. Sie warten jetzt auf die niederländischen Behörden, die über ihre Asylanträge entscheiden. „Ich bin als Terrorist und Verräter gebrandmarkt worden – obwohl ich es nicht verdient habe“, sagt eine andere anonyme Asylbewerberin.

Ein großer Teil der Türken, die in die Niederlande geflohen sind, wird nach niederländischen Medien vorgeworfen, den Erzrivalen des türkischen Präsidenten, den verbannten Prediger Fetullah Gülen, zu unterstützen. Er war nach offiziellen türkischen Angaben Kopf des Putsches und das Gehirn, welches hinter dem Umsturzversuch stand.

In Deutschland sind gemäß statistischen Angaben der EU bislang 6.615 Asylanträge türkischer Staatsbürger von Juli vergangenen Jahres bis Mai dieses Jahres eingegangen. Im gesamten Jahr 2015 lag die Zahl bei 1.765. Ebenso ersuchten 145 Türken um Asyl in Norwegen vom Juli letzten Jahres bis Mai dieses Jahres – im Vergleich waren es nur 85 im Jahr 2015.

Sowohl Deutschland als auch Norwegen haben sich entschieden, den um Asyl bittenden Türken nahezu sofort den Schutz zu gewähren.

Aber in den Niederlanden, die prozentual den größten Zuwachs aller europäischen Länder erfahren haben, benötigen die Behörden etwa 15 Monate, um eine Entscheidung über das Asyl zu treffen – aus Angst davor, die Türkei und den „Kalif“ des Landes, Recep Tayyip Erdoğan, wütend zu machen.

„Ich verstehe nicht“, sagt ein anderer anonymer türkischer Asylbewerbers im niederländischen Fernsehen. „es gibt schon so viele, deren Leben zerstört wurde. Es ist ja , sich für die Türkei einzusetzen, aber es darf nicht auf Kosten von Menschenleben geschehen.

Dänemark ist eines der wenigen westeuropäischen Länder, in denen weniger Asylanträge aus der Türkei eingegangen sind – es waren lediglich 20 von Juli vergangenen Jahres bis Mai dieses Jahres, gegenüber 30 im gesamten Jahr 2015. Der Grund liegt nicht zuletzt in der „freundlichen Aufnahme“ von Ausländern und besonders von Flüchtlingen, an der die Regierung unter Leitung ihrer „fleißigen“ sogenannten Integrationsministerin Inger Stojberg beflissentlich arbeitet, die sich von den Nationalisten der rechtspoulistischen Dansk Folkeparti (Dänische Volkspartei) offensichtlich gern vor sich her treiben lässt, um die Gesetzgebung in Bezug auf Ausländer ständig verschärft – siehe Torte für ihre Mitarbeiter zur 50. Verschärfung von Regelungen für Ausländer!

von

Günter Schwarz – 16.07.2017