Boris Becker kommt nicht aus den Negativ-Schlagzeilen. Sein ehemaliger Geschäftspartner Hans-Dieter Cleven enthüllt in einem Interview mit der „Bild“ pikante Details über die derzeitige finanzielle Schieflage des einstigen Tennis-Helden.

Der Schweizer Unternehmer Hans-Dieter Cleven hat seinen ehemaligen Geschäftspartner Boris Becker auf die Rückzahlung von knapp 42 Millionen Franken verklagt – rund 37 Millionen Euro. Das Kantonsgericht Zug bestätigte, dass die Forderungen Clevens grundsätzlich berechtigt sind. Erstmals hat der 74-Jährige nun in einem Interview mit „Bild“ Stellung bezogen.

Der ehemalige Finanzchef des milliardenschweren Handelsgiganten Metro nennt die Hintergründe seiner Forderung und erklärt, warum er von Becker schwer enttäuscht ist. Der Wahlschweizer und der Wimbledon-Sieger waren viele Jahre lang Geschäftspartner, um die Jahrtausendwende war Cleven zeitweise auch als Manager Beckers tätig. Das sind die zentralen Aussagen Clevens:

Cleven hat mit Becker laut eigener Aussage zuletzt im März 2015 länger über die Verbindlichkeiten gesprochen. Damals hätte man versucht, das Problem ohne Öffentlichkeit zu lösen. Becker habe damals seine Schulden bei seinem Ex-Manager schriftlich anerkannt. Cleven: „Das Stichwort war ein notarielles Schuldanerkenntnis. Das heißt, er bestätigt die Schuld, die wir schon mehrfach mit allen Unterschriften festgehalten hatten. Aber dieses Mal bei einem Notar.“

In seinem Prozess vor dem Londoner Konkursgericht verwies Becker vor wenigen Wochen auf sein Millionenanwesen auf Mallorca, mit dem er Schulden begleichen könnte. Die Finca „Son Coll“, so argumentierten seine Anwälte, hätte binnen eines Monats verkauft werden können und der Erlös Beckers Schulden von angeblich rund drei Millionen Euro beim Privatbankhaus Arbuthnot Latham & Co. beglichen.

Laut Cleven hat Becker die Finca auch ihm als Sicherheit angeboten. Der 74-Jährige erinnert sich an einen Dialog mit der Tennislegende: „Er hat gesagt: ‚Ich kann dir ja meine Finca geben, die kannst du dann verwerten.‘ Ich habe geantwortet: ,Boris, ich muss dich erinnern, die habe ich schon!‘“ Im Anschluss an das Gespräch hätten seine Anwälte herausgefunden, dass Becker die Immobilie schon zuvor als Hypothek belastet hatte, um Schulden bei einem anderen Geschäftspartner in England abzusichern.

Becker soll Cleven eine Liste mit Immobilien und Vermögenswerten zugeschickt haben, die als Sicherheit dienen. Laut Cleven stand auch das Haus von Beckers Mutter als mögliche Hypothek auf der Liste. Aus Rücksicht hätte er diese Hypothek allerdings abgelehnt.
Cleven: „Ganz konkret: Wenn ich das versucht hätte bei dem Haus in Leimen, in dem seine Mutter wohnte, dann wäre doch richtig was los gewesen. Und ich wollte ja Öffentlichkeit vermeiden.“

Becker hatte in den vergangenen Jahren immer wieder betont, wie eng das Verhältnis zu Cleven sei: „Hans-Dieter Cleven ist als vertrauensvoller Freund unglaublich wertvoll für mich“, schreibt Becker in seiner 2013 veröffentlichten Biografie „Das Leben ist kein Spiel“.

Cleven widerspricht dieser Darstellung vehement. „Er war Geschäftspartner, ich habe ihm Darlehen gegeben, wobei möglicherweise nicht immer der Kopf allein entschieden hat. Ich habe an ihn geglaubt. Aber Freund? Ich habe viele Menschen, die viel eher meine Freunde sind.“

von

Günter Schwarz – 19.07.2017