Nicht nur die mehr oder weniger gelungene Image-Werbung des NDR macht deutlich, dass wir es mit unserem Bundesland gar nicht so schlecht getroffen haben. Schleswig-Holstein ist ein Bundesland, in dem viele Deutsche aus anderen Gegenden Urlaub machen. Dabei ist das Lebensgefühl in Schleswig-Holstein auch sehr gastfreundlich. Die in ländlichen Gegenden übliche Reserviertheit von Schleswig-Holsteinern tut der Herzlichkeit keinen Abbruch. Und auf dieses Lebensgefühl kann man auch stolz sein.

„Unser Norden“ funktioniert. Mit diesem Slogan bewerben auch Lebensmitteldiscouter ein Produktsortiment, welches in Schleswig Holstein hergestellt, oder zumindest verarbeitet werden soll. Mit dieser Aktion will man lokale Betriebe fördern. An sich eine gute Idee, die unserer Meinung ruhig etwas besser funktionieren dürfte. Wer in Schleswig-Holstein aufgewachsen ist und Groß- oder gar Urgroßeltern hatte, die noch selbst einen Garten bewirtschaftet haben, wird verstehen, worum es geht. Längst ist die Globalisierung auch in Schleswig-Holstein angekommen. Sogar in Friesland Dithmarschen! Die Opfer dieser Globalisierung sind nicht nur kleinere lokale Betriebe oder Landwirte; sondern am Ende doch wir selbst und damit auch die lokale Identität einer Region.

Ich erinnere aus meiner Kindheit Unmengen von Himbeeren, Stachelbeeren, Kirschen, Äpfel oder Birnen aus Großmutters Garten. Damit natürlich auch selbstgebackene Kuchen oder Torten, Grütze mit Milch oder andere Gerichte. All diese Gerichte sind weitestgehend verschwunden. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich zum letzten Mal Stachelbeeren gegessen habe. Himbeeren gibt es im Supermarkt. In kleinen Schälchen, zu horrenden Preisen. Ein kleiner Becher Rote Grutze kostet oft irgendwo zwischen 5 und 6 Euro. Unsere Großmütter haben das Zeug Schüsselweise gekocht und auf den Tisch gebracht, wobei die frische, noch heiße Grütze mit kalter Milch verspeist wurde, und an den folgenden Tagen gab es kalte Grütze mit heißer Milch – bis die Schüssel leer war!

Globalisierung ist ganz toll und viele Menschen mag es freuen, wenn man zu jeder Jahreszeit im Supermarkt Bananen oder Mangos kaufen kann. Warum aber für diesen Fortschritt so viel mehr ganz auf der Strecke bleiben muss, will nicht so recht in meinen Kopf.