(Mossul) – Vor drei Wochen haben irakische Soldaten die 16-jährige Linda W. aus Deutschland in der nordirakischen Stadt Mossul aufgegriffen. Jüngst aufgetauchte Videoaufnahmen zeigen, wie Soldaten das offenbar verletzte Mädchen durch eine aufgebrachte Meute abführen.

Die 16-jährige Linda W. aus der Kleinstadt Pulsnitz in Sachsen wird verdächtigt, Mitglied der Scharia-Polizei der Terrormiliz Islamischer Staat gewesen zu sein. Zum Zeitpunkt seiner Festnahme ist das Mädchen am linken Oberschenkel angeschossen und auch am rechten Knie verletzt. Es schreit vor Schmerzen. Als Linda W. vorgeführt wird, nennen sie die Soldaten „Die Schöne von Mossul. Man hört, wie die Soldaten rufen: „Macht Platz, sie ist eine Christin, sie kann nicht mehr, sie hat Schmerzen, sie ist schwach. Sie ist blond und eine Deutsche! Macht Platz, lasst sie durch!“

Danach bringen sie den Teenager zur Krankenstation in einer Kaserne der irakischen Armee. Noch ist allerdings unklar, ob die 16-Jährige tatsächlich für den IS gekämpft hat. Vier weitere aufgegriffene Mädchen hatten teilweise Sprengstoff am Körper oder automatische Waffen bei sich. Vor einem Jahr war Linda W., die aus der sächsischen Stadt Pulsnitz stammt, zum Islam konvertiert. Sie stand in Kontakt mit IS-Werbern und flog via Istanbul in den Irak, wo sie schließlich in Mossul endete. Dort heiratete sie einen tschetschenischen IS-Kämpfer, der kurze Zeit später verstarb.

Nach ihrer Festnahme erwartet sie jetzt entweder ein Prozess im Irak oder die Auslieferung nach Deutschland. Die Minderjährige hofft auf Letzteres. „Ich will nach Hause zu meiner Familie, ich will weg aus dem Krieg, weg von den vielen Waffen, dem Lärm“, sagte sie und kündigte an, mit den Behörden kooperieren zu wollen.

Ob und inwieweit ihr ihre Kooperationsbereitschaft mit den irakischen Behörden helfen wird, an Deutschland überstellt zu werden, muss derzeit noch abgewartet werden. Im Irak droht Linda. W. wegen ihrer Zugehörigkeit zum IS die Todesstrafe.

von

Günter Schwarz – 10.08.2017