Großer Frachter vor Langeoog gestrandet
(Langeoog) – Bei starkem Seegang durch Sturm ist ein Frachter in der Nordsee havariert und treibt in der Deutschen Bucht vor Langeoog. Versuche, die 225 Meter lange, unbeladene „Glory Amsterdam“ zu bergen, blieben zunächst erfolglos. Nach einem dramatischen Rettungskampf auf der Nordsee ist der Frachter inzwischen an der ostfriesischen Küste gestrandet vor Langeoog. Ein Seenotkreuzer ist im Anmarsch.
Droht nun auslaufendes Öl die Küste zu verschmutzen? Der Frachter habe gut 1800 Tonnen Schweröl und 140 Tonnen Marinediesel als Betriebsstoffe an Bord. Die „Glory Amsterdam“ versucht nun aus eigener Kraft die Position zu halten, wie es hieß. Ein weiterer Schleppversuch mit drei Schiffen werde vorbereitet.
In der stürmischen Nordsee vor dem Strand von Langeoog deuten nur noch ein paar Lichter auf das Drama hin, das sich dort abspielt. Gegen 19 Uhr ist wenige hundert Meter vor dem Strand der riesige Massengutfrachter „Glory-Amsterdam“ aufgelaufen. Er liegt an einer der gefährlichsten Küstenstreifen, mitten in der Riffzone vor den ostfriesischen Inseln.
Hier ist die See bei dem noch immer herrschenden Sturm besonders brutal. Immer wieder brechen die meterhohen Wellen über das Schiff, schlagen haushoch an der Bordwand empor. Noch immer harren 22 Mann Besatzung auf dem Havaristen aus. Der Seenotkreuzer „Hermann Marwede“, das größte Rettungsschiff an der deutschen Küste, ist auf dem Weg zum Unglücksort.
Vorausgegangen waren dramatische Rettungsversuche. Den ganzen Tag lang war der 225 Meter lange und 32 Meter breite Frachter von seiner Ankerposition in der deutschen Bucht auf die Küste zugetrieben. Mehrfach hatte der zu Hilfe geeilte Hochseeschlepper „Nordic“ bei bis zu acht Meter hohen Wellen versucht, das manövrierunfähige Schiff bei Orkanböen abzuschleppen. Bei den herrschenden Bedingungen ist das Hantieren mit schweren Leinen für die Besatzungen auf Frachter und Schlepper Schwerstarbeit und äußerst gefährlich. Immer wieder kam eine Verbindung zustande, doch immer wieder brach die Schlepptrosse. Am späten Nachmittag wurde per Helikopter ein Bergungsteam abgesetzt. Es sollte der Besatzung dabei helfen, eine neue Leinenverbindung zu bereitliegenden Schleppern herzustellen – ohne Erfolg.
Nun ist die „Glory Amsterdam“ direkt vor dem Strand von Langeoog auf Grund gelaufen, wenige hundert Meter vor dem weißen Strand. In den nächsten Stunden werden die Naturkräfte ihr Werk tun: Die aufgewühlte See wird unablässig gegen die Bordwand schlagen, die hart laufende Strömung wird das Schiff unterschiedlich unterspülen. Genau das macht die Situation so bedrohlich, denn diese Kräfte können das Schiff leicht zum Zerbrechen bringen.
von
Günter Schwarz – 29.10.2017