(Berlin) – Ein märchenhafter Neustart an der Berliner Staatsoper! – Mit Engelbert Humperdincks „Hänsel und Gretel“ hat das rundum sanierte Haus gestern Abend seine erste Opernproduktion nach sieben Jahren präsentiert. Zum Auftakt der regulären Spielzeit inszenierte Achim Freyer die Märchenoper nach den Brüdern Grimm als fantasievolles und opulent ausgestattetes Musiktheater.

Die Berliner Staatsoper hatte bereits vor zwei Monaten mit Robert Schumanns „Szenen aus Goethes ‚Faust‘“ einen Vorgeschmack auf die neue Akustik des frisch renovierten Saals gegeben.

Doch kurz danach musste das Theater wieder schließen: Die Bühnentechnik war noch nicht voll einsatzfähig, Handwerker mussten dem Opernhaus, das gerade seinen 275. Geburtstag feiert, noch den letzten Schliff geben. Jetzt ist Gott sei Dank alles fertig und der Spielbetrieb ist sozusagen in märchenhafter Weise wieder aufgenommen worden mit einem

Denn wer kennt es nicht, das Märchen von den Kindern, die sich im Wald verlaufen und dort das Lebkuchenhäuschen einer Hexe entdecken, die sie gefangennimmt und in kannibalischer Manier verspeisen möchte? In Engelbert Humperdincks Oper mit dem Text von Adelheid Wette nach dem Märchen von Jacob und Wilhelm Grimm erleben wir zunächst die bedrückende Alltagsrealität einer Familie am Existenzminimum: Weil die Kinder des armen Besenbinders, anstatt im Haushalt zu helfen, lieber spielen und toben und dabei versehentlich das einzige Lebensmittel verschütt geht, das die Mutter ihnen anbieten kann, schickt sie Hänsel und Gretel als Wiedergutmachung zum Beerenpflücken in den Wald. Dort aber begegnen dem Geschwisterpaar nicht nur gutmütige Gestalten wie das des Sand- und des Taumännchens, sondern auch die Hexe vom Ilsenstein, die sie in ihr von Leckereien strotzendes Häuschen einlädt…

Dank der phantasievollen Kombination von kinderliedhaft- naiven Melodien, zauberhafter Naturromantik und kunstvoller Klangfarbenmalerei sowie leitmotivisch gearbeiteten, großen sinfonischen Klangwogen wie man sie aus Richard Wagners Musikdramen kennt, gelang dessen einstigem Mitarbeiter Humperdinck mit „Hänsel und Gretel“ der Durchbruch als Opernkomponist.

Das „Kinderstuben-Weihfestspiel“, wie er das anfängliche Singspiel seiner Schwester Adelheid Wette nannte, wurde zu einer humorvollen Erzählung, die mit großer Poesie die Ängste und Phantasien der Kleinen und Großen thematisiert und schließlich auch dank des kompositorischen Tiefgangs weit über die Ansprüche einer einfachen Kinderoper hinauswuchs.

Besetzung

Leitung:

–  Musikalische Leitung: Sebastian Weigle
–  Inszenierung, Bühnenbild, Kostüme: Achim Freyer
–  Mitarbeit Regie: Geertje Boeden
–  Mitarbeit Bühne und Kostüme: Petra Weikert
–  Licht: Sebastian Alphons, Achim Freyer
–  Video: Jakob Klaffs, Hugo Reis
–  Einstudierung Kinderchor: Vinzenz Weissenburger
–  Dramaturgie: Elena Garcia Fernandez, Larissa Wieczorek

Mit:

–  Peter, ein Besenbinder: Roman Trekel
–  Gertrud, sein Weib: Marina Prudenskaya
–  Hänsel: Katrin Wundsam
–  Gretel: Elsa Dreisig
–  Die Knusperhexe: Jürgen Sacher
–  Sandmännchen: Corinna Scheurle
–  Taumännchen: Sarah Aristidou

–  Kinderchor der Staatsoper Unter den Linden

–  Staatskapelle Berlin

Weitere Vorstellungstermine:

–  Montag, den 11. Dezember 2017, um 19:30 Uhr
–  Dienstag, den 12. Dezember 2017. um 19:30 Uhr
–  Samstag, den 23. Dezember 2017, um 15:00 Uhr und um 19:30 Uhr
–  Montag, den 25. Dezember 2017, um 15:00 Uhr und um 19:30 Uhr
–  Freitag, den 29. Dezember 2017, um 15:00 Uhr und um 19:30 Uhr

Eintritt: In den Preisklassen von 19,00 bis 139,00 Euro

von

Günter Schwarz – 09.12.2017