Der Adlige Tycho Brahe („Tyge Ottesen Brahe“, auch bekannt als „Tycho de Brahe“), einer der größten Astronomen der Geschichte und Lehrmeister von Johannes Keppler, wird am 14. Dezember 1546 auf Schloss Knutstorp in der schwedischen Privinz Skane (Schonen) geboren, die damals zu Dänemark gehört.

Der Umfang und die Sorgfalt und Genauigkeit seiner astronomischen Beobachtungen, die noch ohne Fernrohre durchgeführt wurden, waren für die damalige Zeit verblüffend. Damit hatte er entscheidenden Einfluss auf das Wissenschaftsideal späterer Generationen und begründete mit seiner Arbeitsmethodik des immer exakteren Messens und steten Nachprüfens den Arbeitsstil und die Methodik moderner Wissenschaft.

Tycho Brahe war adeliger Abstammung. Am 19. April 1559 wurde er im Alter von 12 Jahren an der Universität København immatrikuliert. Es folgte – wie an den von der Reformation beeinflussten Universitäten damals üblich – das propädeutische Studium der „ Artes Liberales“, bestehend aus den Fächern Grammatik, Dialektik, Rhetorik (Trivium) und Arithmetik, Geometrie, Musik, Astronomie (Quadrivium). Eine Sonnenfinsternis im Jahr 1560 weckte Tychos großes Interesse an der Astronomie, und so begann er sich in dieses Fach zu vertiefen.

Er las jedes Buch, das er bekommen konnte und stellte immer wieder Sternbeobachtungen an. In den folgenden Jahren setzte er seine Studien an den Universitäten Leipzig, Wittenberg, Rostock und Basel fort. In Leipzig begann er unter anderem bei Johannes Hommel, später bei Valentin Thau mit astronomischen Studien. Unzureichende Beobachtungsmethoden damaliger Sternwarten führten dazu, dass er sich frühzeitig mit der Methodik und den Instrumenten zur Höhenpräzisionsmessung der Himmelskörperpositionen beschäftigte.

Im Alter von 20 Jahren verlor Brahe in Rostock bei einem Duell, dessen Grund der Streit um eine mathematische Formel mit einem Kommilitonen war, einen Teil seiner Nase. Er trug der Überlieferung nach eine Nasenprothese aus einer Gold-Silber-Legierung, die er mit einer Salbe anklebte. Als man jedoch 1901 sein Grab öffnete und den Schädel untersuchte, um Hinweise auf die besagte Prothese zu finden, fand man Reste von Kupfersalzen an der entsprechenden Stelle, die eher auf eine dünne Kupferfolie hindeuteten als auf eine schwerer zu tragende Prothese aus einer Goldlegierung.

Brahe beobachtete 1572 eine Supernova, „ein Wunder, wie es seit Anbeginn der Welt nicht gesehen wurde“. Seine Schrift über den „neuen, nie zuvor gesehenen Stern“ machte ihn unter den Astronomen in ganz Europa berühmt.

1573 heiratete er eine Bürgerliche: Kirstine Barbara Jörgensdatter, den Quellen nach eine Tochter des Pastors von Kågeröd. Sie bekamen acht Kinder, andere Schriften nennen neun.

König Friedrich II. von Dänemark und Norwegen finanzierte die Sternwarten Uraniborg und Stjerneborg auf der damals noch dänischen Öresundinsel Ven vor Landskrona, an denen Brahe 21 Jahre lang forschte. Brahe baute nicht nur alle benötigten Instrumente selbst, sondern druckte auch seine eigenen Bücher.

Tycho Brahe war ein herausragender beobachtender Astronom. Zu seiner Zeit gab es noch kein Teleskop. Seine Beobachtungen der Fixstern- und Planetenpositionen, die damals mit Abstand die präzisesten waren und mit einer Genauigkeit von zwei Bogenminuten auch heute nicht ohne weiteres zu erreichen sind, führte er mit Hilfe eines großen Mauerquadranten durch. Aufgrund von Widersprüchen der Planetenbewegungen in den damals vorherrschenden Weltsystemen entwickelte er einen Kompromiss zwischen dem ptolemäisch-geozentrischen und dem kopernikanisch-heliozentrischen Planetensystem, das tychonisches Weltbild genannt wurde.

Nach dem Tod Friedrichs II. 1588 kürzte sein Nachfolger König Christian IV. die finanziellen Mittel, weshalb Brahe im Oktober 1597 auf Einladung seines Freundes Heinrich Rantzau in eines von dessen Gutshäusern, die Wandesburg bei Hamburg, zog.

Im September 1598 verließ Brahe Wandsbek mit seinen Söhnen und Studenten und wechselte 1599 nach Prag. Kaiser Rudolf II. hatte ihm eine Stelle als Hofmathematiker angeboten und wollte ihm dort eine neue Sternwarte erbauen lassen. Der Bau wurde jedoch erst nach Brahes Tod beendet.

Brahe hielt sich vom August 1599 bis Juni 1600 im ruhigeren Städtchen Benátky nad Jizerou auf. Er verstarb am 24. Oktober 1601 in Prag. Seine Frau Kirstine kaufte ein Gut in Böhmen, das sie noch drei Jahre bis zu ihrem Tode bewohnte. Tycho und Kirstine Brahe wurden Seite an Seite in der Teynkirche in Prag beigesetzt.

von

Günter Schwarz – 14.12.2017