(Flensburg) – Der Fall erinnert ein wenig an Steven Spielbergs Hochstapler-Film „Catch Me If You Can“ mit Leonardo DiCaprio aus dem Jahr 2002. Ein Mann aus dem Kreis Schleswig-Flensburg soll jahrelang mit manipulierten Dokumenten als falscher Rettungssanitäter und Notfallarzt tätig gewesen sein – nach ersten Ermittlungsergebnissen vor allem auf Motorsportveranstaltungen und Festivals in Deutschland und Dänemark.

Ein 35-Jähriger soll sich als Arzt ausgegeben haben und mehrfach als ehrenamtlicher Helfer und Rettungssanitäter tätig gewesen sein – auch auf der Rennstrecke Padborgpark. Wie die Kriminalpolizei Flensburg mitteilt, wird nun ermittelt, ob er notfallmedizinisch tätig wurde oder ob er Medikamente verabreicht hat.

Die Kriminalpolizei in Flensburg ermittelt gegen einen 35-jährigen Mann wegen Urkundenfälschung, Amtsmissbrauch und Verstößen gegen das Arzneimittelgesetz. Der aus dem Kreis Schleswig-Flensburg stammende Mann sei seit 2012 zunächst über eine Rettungsorganisation als ehrenamtlicher Helfer und Rettungssanitäter tätig gewesen, teilen die Beamten mit.

Nach den Ermittlungen der Polizei täuschte er den Kollegen der Rettungsorganisation vor, ein Medizinstudium in Hannover gemacht zu habren. Später setzte er offenbar noch einen drauf und gab vor, eine Facharztausbildung zum Chirurgen am Universitätsklinikum (UKSH) in Kiel zu durchlaufen. Beides hat es nachweislich nicht gegeben. „Er hat vorgegeben, Mediziner zu sein. Das wurde ihm geglaubt – und seither ist er in dem Bereich tätig gewesen“, sagte der Polizeisprecher. „Wir fragen uns auch, wie man mit so etwas durchkommt.

Der 35-Jährige ließ sich auf Motorsportveranstaltungen in Deutschland und Dänemark als Notfallmediziner auf Honorarbasis an Rennstrecken einsetzen. Er wurde dabei hauptsächlich im Motorsportpark in Padborg aber auch bei Motorsportveranstaltungen und Musikfestivals in Deutschland als Notfallarzt tätig.

Wie die Ermittlungen der Kriminalpolizei ergaben, bezog der Tatverdächtige mittels eines auf ihn ausgestellten Ausweises der Rettungsdienstorganisation, die ihn als „Doktor der Medizin“ auswies, verschreibungspflichtige Medikamente von verschiedenen Apotheken.

Auf die Schliche kamen die Ermittler dem Mann durch Hinweise aus seinem Bekanntenkreis. Bei einer Durchsuchung seines Hauses wurde auf seinem Computer eine gefälschte Approbation gefunden. Unmittelbar nach der Durchsuchung und Bekanntwerden der Ermittlungen wurde der 35-jährige Anfang Dezember in Niedersachsen in einen Verkehrsunfall verwickelt. Anschließend war er in psychiatrischer Behandlung in einem Krankenhaus.

Die weiteren Ermittlungen werden sich laut Polizei nun damit befassen, wo der Mann als Arzt oder Rettungssanitäter tätig war, ob und in welchem Umfang er notfallmedizinisch tätig wurde oder ob er Medikamente verabreicht hat.

Padborgpark-Chef Tom Pedersen war am Dienstag aus Termingründen nicht zu erreichen. Laut Büromitarbeiterin werden Rettungskräfte und Sanitäter nicht direkt sondern über eine Firma für größere Veranstaltungen angefordert. Den Einsatz müsse man auch dokumentieren. Dass ein falscher Arzt dabeigewesen sein soll, darüber sei man bisher nicht in Kenntnis gesetzt worden.

von

Günter Schwarz – 20.12.2017