William Etherton ist überglücklich: Nach einer Oddyssee hat er seine Kamera zurück
(Süderoog) – Ein britischer Junge verlor im Urlaub am 1. September 2017 beim Spielen am Strand seine Kamera. Sie trieb als „Flaschenpost“ nach Deutschland ins Wattenmeer, und nur ein Zufall bewahrte sie dort auf der Hallig Süderoog vor einem Ende im Müll.

Nach einer langen Reise durch die Nordsee ist eine kleine, noch funktionstüchtige Kamera jetzt wieder in den Händen ihres Besitzers gelangt. Auf der Hallig Süderoog im Nordfriesischen Wattenmeer hat der zehnjährige William aus der englischen Hafenstadt Hull das gute Stück am Samstag zurückbekommen.

Die Video-Kamera des Schülers war am 1. September an der Ostküste Großbritanniens in der Thornwick Bay nahe Flamborough Cliffs in East Yorkshire von einer Welle ins Meer gespült worden. Die Action-Cam hatte damals ihren eigenen „Untergang“ gefilmt. Zwei Monate trieb sie ca. 900 Kilometer durch die Nordsee, bevor sie an Schleswig-Holsteins Küste auf Süderoog landete. Ihre abenteuerliche Reise dokumentierte die Kamera selber als Video.

Holger Spreer hatte die Kamera bei einem Strandspaziergang entdeckt. Um den Jungen zu finden, stellen die beiden Hallig-Bewohner Nele Wree und Holger Spreer aus Süderoog das Video ins Internet. Es entwickelt sich zum viralen Hit, über den Medien berichteten. Dadurch erfuhren es auch die Ethertons. Gemeinsam mit seinen Eltern Mark und Helen sowie seiner Schwester Poppy reiste William nach Deutschland, um seine Kamera wieder in Empfang zu nehmen.

Die letzten sieben Kilometer ging es zu Fuß und begleitet durchs Watt wurde er von einem Pulk neugieriger Reporter. „Das Ding ist von England nach Süderoog geschwommen“, sagt Holger Spreers Vater, Roland Spreer: „Kenn you this?“, fragt er mit breitem Lächeln und in bestem hamburger Missingsch. „Yeah, it’s my action-camera“, lächelt William zurück. „Thank you.“

Es war allerdings ein weiter Weg zu diesem Happy-End. Auf der Kamera ist noch ein elf Minuten langes Filmchen gespeichert, das verwackelte Aufnahmen vom Strandurlaub eines kleinen Jungen zwei Monate zuvor zeigt. Der interessierte sich irgendwann mehr für seinen Wassereimer als für die Kamera. Die Action-Cam zeichnete vom Boden aus noch einige Minuten das Strandleben auf, wie auf dem Video zu sehen ist. Dann kam die Flut und riss die Kamera ins Wasser. – Minutenlang wirbelt der Zuschauer mit ihr durch die Unterwasserwelt.

von

Günter Schwarz – 07.01.2018