(Davos) – Die Schweizer sind ein höfliches Volk, so jedenfalls ist das Klischee über das Volk in den Alpen. Dass es in der idyllischen Alpenrepublik auch anders zugehen kann, belegen die Vorbereitungen für die Protestaktionen gegen den Besuch des US-amerikanischen Präsidenten Donald Trump zur Tagung des Weltwirtschaftsforums unter dem Motto „Für eine gemeinsame Zukunft in einer zersplitterten Welt“ vom 23. bis zum 26. Januar 2018 in Davos.

Konkret sollen dabei nach Angaben der Veranstalter „innovative Ideen“ vorgelegt werden, um etwa den Freihandel beizubehalten und den Umweltschutz zu stärken. Damit stellt sich das WEF klar gegen die Politik von Trump, der eine Abschottungspolitik propagiert. Noch im vergangenen Jahr hatten die Davos-Teilnehmer über die Auswirkungen von Trumps Wahl zum US-Präsidenten auf die globale Wirtschaft beraten. Das Weltwirtschaftsforum in Davos gilt als einer der wichtigsten Treffpunkte für führende Politiker, Manager und Wissenschaftler. Jedes Jahr debattieren die Teilnehmer in dem Schweizer Wintersportort über globale Herausforderungen.

Die brillante Schweizer Komödiantin Hazel Brugger sagt bei ihren Auftritten zwar immer, dass die Schweizer keine Emotionen hätten, aber dafür Geld, viel Geld, doch sie muss sich irren. Wenigstens, was die Emotionen betrifft. Kaum war die Meldung, dass Trump Ende Januar zum Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos kommen wird, der vom 23. bis zum 26. dieses Monats stattfinden soll, veröffentlicht, ließen viele Schweizer die Höflichkeit wie eine heiße Raclette-Kartoffeln fallen und äußerten ungewohnt deutlich ihren Unmut über den – aus ihrer Sicht – unwillkommenen Gast.

Mehr noch: Diverse linksalternative Gruppen kündigten massive Demonstrationen und Gegenveranstaltungen an. „Jeder hat eine Meinung zu Trump – das wird die größte Anti-WEF-Demo seit Jahren“, so der Pressesprecher der Gegenveranstaltung „Das andere Davos“, Philipp Gebhardt gegenüber der Schweizer Zeitung „Tages-Anzeiger“. Das Bündnis gegen den unliebsamen Besuch ist breit aufgestellt. Neben den Schweizer Jusos lehnen auch die Grünen und Teile der Sozialdemokratischen Partei (SP) den Gast ab. Auf der parteiunabhängigen Kampagnenplattform Campax werden bereits Unterschriften gegen Trumps Besuch gesammelt.

Ein Tweet des SP-Sekretärs Lukas Horrer aus Graubünden bringt die Stimmung der Kritiker auf den Punkt:

„Viele Menschen fühlen sich auch in der Schweiz persönlich berührt von Trumps Äußerungen und Handlungen. Wir geben ihnen mit der Petition die Möglichkeit, ihren Unmut zu kanalisieren“, wird Campax-Präsident Andreas Freimüller in der Tages-Zeitung zitiert. Er rechne mit bis zu 30.000 Unterschriften und vergleicht die Situation mit der in Großbritannien. Dort habe der öffentliche Druck letztendlich einen Staatsbesuch Trumps verhindert.

Die Plattform Campax hatte bereits vor einem Jahr gegen Trumps Präsidentschaft mobilisiert. Damals habe sich gezeigt, wie verbreitet die Ablehnung auch in der Schweizer Bevölkerung ist. „Pensionäre aus dem Appenzellerland haben unseren Aufruf genauso unterzeichnet wie Lehrer aus Luzern“, so Freimüller im Tages-Anzeiger. Neben der Petition soll auch ein „Nicht-Willkommenskomitee“ an den Flughafen Zürich geschickt werden.

Ganz vorne dabei sind die Schweizer Jusos. Die Juso-Präsidentin Tamara Funiciello twitterte schon einmal deutliche Worte in Richtung Trump:

Auch ein weiteres, buchstäblich explosives Detail, beschäftigt die Schweizer im Zusammenhang mit dem anstehen Trump-Besuch: Der sogenannte Atomkoffer des US-Präsidenten. So betitelte der „Tages-Anzeiger“ einen Beitrag von Dienstag mit: „Der Koffer der Apokalypse“

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Günter Schwarz – 12.01.2018