Maria Kirstine Dorothea Jensen, genannt Thit Jensen , wird am 19. Januar 1876 in Farsø in Nordjylland (Nordjütland) nahe des Limfjordes geboren und macht sich in ihrer dänischen Heimat einen Namen Schriftstellerin erotischer und sozialer Themen.

Thit Jensen wurde 1876 als vierte Tochter eines Tierarztes in Farsø geboren und wuchs in einer Geschwisterschar von insgesamt zwölf Kindern auf. Einer ihrer Brüder, Johannes V. Jensen, entwickelte auch künstlerische Fähigkeiten und wurde ebenfalls Schriftsteller und errang 1944 sogar den Literaturnobelpreis. Trotz der schriftstellerischen Tätigkeit der beiden entwickelte sich die Beziehung zwischen ihnen in ihrem Erwachsenenleben äußerst widersprüchlich.

Beide Eltern waren starke und inspirierende Persönlichkeiten. Das Interesse des Vaters am Spiritismus, der an Reinkarnation glaubte. hat Thit Jensen infiziert. Aber auch die vielen Geburten der Mutter wurden wichtig für Thit Jensens spätere Einstellung zur Mutterschaft. Während einer Geburt platzten ihrer Mutter Marie Kirstine beide Trommelfelle, was zu ihrer Taubheit führte. Bei einer weiteren Geburt zog sie sich eine schwere Rückenverletzung zu, dass sie ein schweres Korsett tragen musste, das ihre Hüften zerstörte.

Als Schriftstellerin debütierte Thit Jensen 1903 mit dem Roman „To Søstre“ (Zwei Schwestern). Als junges Mädchen wurde sie „Himmerlands skønhed“ (Himmerlands Schönhei) genannt. Um 1900 zog sie nach København, um über die alltägliche Probleme zu schreiben. Dort bezog sie in der Ole-Suhrs-Gade ein kleines Zimmer, von dem sie morgens auch schnell zum Kaffeetrinken gehen konnte und kleine Besorgungen zu machen. Sie gönnte sich dann immer nur eine Scheibe Roggenbrot und ein Glas Milch – das war ihre einzige tägliche Mahlzeit für mehrere Jahre, in denen sie umherirrte und versuchte, ihren ersten Roman angenommen zu bekommen.

1912 heiratete Thit Jensen den 11 Jahre jüngern Kunstmaler Gustav Fenger, der sie dann mit ihrer besten Freundin betrog. Um den Schmerz darüber zu überwindenden, zeichnete sie mit Kreide auf dem Boden seines Zimmers ein Bild, auf dem Fenger durch ein Loch gesteckt wurde und sein Glied an einem Haken hängen blieb. Literarisch verarbeitete sie das Erlebte in dem Roman „Den erotiske Hamster“ (Der erotische Hamster), der 1919 veröffentlicht wurde, und in einem Roman über eine wilde Ehe mit der Botschaft „Niemals enge Freunde“. Thit Jensen war in seiner Wahrnehmung der Realitäten des Lebens sehr geerdet. Die Ehe mit Gustav Fenger wurde dann 1918 geschieden.

Thit Jensen schrieb über erotische und soziale Themen und engagierte sich in der Frauenbewegung Dänemarks. Viele ihrer Jugendromane schildern, wie sich talentierte junge Frauen dem Druck der Gesellschaft nachgebend verheiraten und danach in einer unglücklichen Ehe zugrunde gehen. 1924 gründete sie das „Foreningen for Seksuel Oplysning“ (Organisation für sexuelles Bewusstsein). Dort trat sie für eine freie Entscheidungsmöglichkeit von Frauen über eine Abtreibung ein. Nach 1925 wandte sie sich verstärkt den historischen Romane zu und schrieb vornehmlich Geschichten aus ihrer jysk (jütländischen) Heimat.

Thit Jensen verstarb am 14. Mai 1957 in Bagsværd bei København

Werke der Schriftstellerin Thit Jensen

1903 – To Søstre
1904 – Familjen Storm
1905 – Martyrium
1907 – Prins Nilaus af Danmark
1913 – Højeste Ret
1915 – Stærkere end Tro
1916 – Jydske Historier (Jütische Geschichten )
1918 – Gerd – det tyvende Aarhundredes Kvinde
1919 – Den erotiske Hamster
1924 – Frivilligt Moderskab
1925 – Aphrodite fra Fuur: den moderne kvindes udviklingshistorie (Aphrodite von Fur)
1926 – Børnebegrænsning. Hvorfor – hvordan?
1929 – Storken
1931 – Jørgen Lykke: rigens sidste ridder
1934 – Nial den Vise
1936 – Stygge Krumpen
1940-53 – Romanserien: Valdemar Atterdag, Drotten, Rigets arving og Atter det skilte
1950 – Erindringerne: Hvorfra? Hvorhen?
1954 – Den sidste Valkyrie
1955 Die Gespensterkutsche

von

Günter Schwarz – 19.01.2018