(Essen) – Die Essener Tafel ist mit ihrer Entscheidung, derzeit keine Migranten mehr aufnehmen zu wollen, momentan landesweit in aller Munde. Manche zeigen Verständnis für den drastischen Schritt. Andere aber gar nicht, und das drückt sich damit aus, dass vergangene Woche Unbekannte Fahrzeuge und die Türen der Tafel mit Parolen wie „Nazis“ beschmiert hatten.

Bei den befragten Anhängern der AfD unterstützt erwartungsgemäß die absolute Mehrheit den Schritt, Migranten abzuweisen, mit 97 Prozent. Auch eine große Mehrheit der FDP-Anhänger (65 Prozent) und der Unionsanhänger können dem Bericht zufolge den Aufnahmestopp nachvollziehen. Anhänger der SPD und der Linken seien eher gespalten: 44 Prozent der SPD-Anhänger hätten Verständnis für die Entscheidung, bei den Linken-Anhängern etwas mehr – 50 Prozent. Einzig Anhänger der Grünen stünden dem Beschluss der Essener Tafel mehrheitlich kritisch gegenüber (57 Prozent).

Wegen des hohen Andrangs von Migranten hatte sich der gemeinnützige Verein zu einer drastischen Maßnahme entschieden. Seit Mitte Januar müssen Bedürftige einen deutschen Pass vorweisen, um aufgenommen zu werden. Zudem will die Essener Tafel bei männlichen Migranten teilweise mangelnden Respekt gegenüber Frauen beobachtet haben, was ältere Menschen und alleinerziehende Mütter abschreckt, sich mit den vielen fremdsprachigen jungen Männern in die Warteschlange zu stellen.

In den Altersgruppen gibt es Unterschiede in Bezug auf die Bewertung des Aufnahmestopps für Ausländer. Zwar dominiert bei Befragten jeden Alters das Verständnis dafür. Allerdings steigt dieses mit zunehmenden Alter signifikant. Deutsche zwischen 18 und 29 Jahren haben mit 53 Prozent das geringste Verständnis, Deutsche im Alter von 65 und älter stimmen der Entscheidung mit 70 Prozent deutlich am häufigsten zu.

Die umstrittene Kleinpartei „Allianz Deutscher Demokraten“, die sich vorwiegend an türkischstämmige und muslimische Einwanderer richtet, hat nun Strafanzeige gegen den Verein und dessen Vorsitzenden erstattet. Grund soll Verdacht auf Steuerhinterziehung sein. Auch hieß es in der Erklärung der Partei am Freitag. wenn die Tafel nur noch deutsche Bedürftige versorge, sei der Verein nach deutschem Recht nicht mehr gemeinnützig, Doch trotz der heftigen Kritik und Proteste bleibt die Tafel vorerst bei ihrem Aufnahmestopp.

Nichtdeutsche machten zuletzt einen Anteil von 75 Prozent an den Tafel-Kunden aus, sagte der Vorsitzende des Vereins, Jörg Sartor, gegenüber der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“ (WAZ). „Wir wollen, dass auch die deutsche Oma weiter zu uns kommt“, so Sartor. Denn gerade ältere Nutzerinnen hätten sich von vielen fremdsprachigen Männern abgeschreckt gefühlt. Mit dem Aufnahmestopp habe man sich schwergetan und wisse, dass das ein „heißes Thema“ sei.

von

Günter Schwarz – 03.03.2018