(Perth) – Nach 132 Jahren ist an einem einsamen Strand in Australien eine von einem deutschen Schiff abgeschickte Flaschenpost gefunden worden – von einer der ältesten Flaschenpost-Sendungen der Welt ist die Rede. Die Flasche wurde nach Recherchen des Westaustralien-Museums in Perth von Bord des Forschungsschiffs „Paula“ im Juni 1886 in den Indischen Ozean geworfen. In dem Jahr war Kaiser Wilhelm I. noch deutscher Kaiser, hieß Deutschlands Reichskanzler Otto von Bismarck, die Herren Daimler und Benz bauten an ihren „Motorkutschen“, und im Starnberger See wurde der Leichnam des bayerischen Märchenkönigs Ludwig II. entdeckt.

Entdeckt wurde die Flasche samt Inhalt im Januar dieses Jahres von einer Spaziergängerin im Sand. Wenn man den Schifffahrts-Experten glauben darf, hat es noch nie länger gedauert, bis eine Flaschenpost gefunden wurde: vom 12. Juni 1886 bis zum 21. Januar 2017, genau 131 Jahre, sieben Monate und neun Tage. Der bisherige Rekord laut Guinness-Buch stand bei etwas mehr als 108 Jahren.

An jenem Januartag war Tonya Illman, eine Fotografin, mit der Freundin ihres Sohnes am Strand von Wedge Island unterwegs, einer sehr einsamen Insel an Australiens ohnehin einsamer Westküste etwa 180 Kilometer nördlich von Perth, der Hauptstadt des Bundesstaates Western Australia. Aus dem Sand ragte zur Hälfte eine dunkelgrüne Flasche heraus. Anfangs hielt die Australierin das Ding für Müll. „Dann dachte ich, das könnte gut in mein Bücherregal passen.“ Erst beim näheren Hinsehen entdeckten die beiden darin ein zusammengerolltes Formular in deutscher Sprache. „Als wir sie geöffnet haben, sahen wir, dass ein gedrucktes Formular darin lag, in deutscher Sprache, mit einer sehr verblichenen deutschen Handschrift“, sagte Illman. Als Datum war darauf der 12. Juni 1886 notiert.

Die Recherchen ergaben, dass die Flasche im Auftrag der Deutschen Seewarte in Hamburg über Bord geworfen wurde, um Genaueres über den Verlauf von Meeresströmungen herauszufinden. Der Finder wurde gebeten, eine Antwort zu schicken – entweder an die Seewarte selbst oder „auch an das nächste Konsulat zur Beförderung an jene Behörde“. Die Erfüllung des Wunsches hat zwar „etwas länger“ gedauert, aber jetzt ist es passiert.

von

Günter Schwarz – 06.03.2018