(København) – Nach einer Studie erhalten weibliche Parlamentsmitglieder des Folketings häufig Todes- und Vergewaltigungsdrohungen über die sozialen Netzwerke zugesandt. Demnach werden weibliche Abgeordnete regelmäßig einer digitalen Belästigung in Form obszöner Beleidigungen, erniedrigender Äußerungen über Aussehen, Gewicht und Geschlecht sowie der Androhung von Vergewaltigung und Gewalt ausgesetzt, so eine Studie von „Amnesty International“ und der dänischen Interessenorganisation „Kvinfo“.

Die Studie basiert auf Interviews mit einer Reihe von weiblichen dänischen Politikern. „Ich habe direkte Vergewaltigungsdrohungen erhalten. Es ist absolut eines der bedrückendsten Dinge, die mir gesendet wurden“, sagte die konservative Fraktionsvorsitzende Mette Abildgaard im Zusammenhang mit der Studie. „Amnesty“ und „Kvinfo“ hoffen, dass die Studie, die am Internationalen Frauentag am Donnerstag thematisiert wurde, das Problem an die Öffentlichkeit bringt und sich diese dem annimmt.

An der Studie nahmen Politiker der rechtspopulistischen Dansk Folkeparti (Dänische Volkspartei), der Det Konservative Parti, der Det Radikale Venstre (Sozialdemokratischen Partei), der Socialdemokraterne, der Socialistisk Folkeparti (Sozialistische Volkspartei), der Enhedslisten (Einheitsliste / Rot Güne Allianz) und der Alternativet (Alternative Partei / Grüne Partei) teil.

Beleidigende Bezeichnungen wie „Slures“ (Kuh), „Møgfuse“ (Möse) und „Luder“ (Hure) sind laut der Studie alltäglich und gehören zum Standardrepertoire der aggressiven Kommentare zumeist von Männern. Auch Johanne Schmidt-Nielsen von der Enhedslisten, die sich derzeit in Mutterschaftsurlaub befindet, nahm an der Studie teil. „Es gibt viele geschlechtsspezifische Wörter, die oft verwendet werden“, sagte sie.

„Es gibt natürlich auch Vergewaltigungsdrohungen und detaillierte Beschreibungen darüber, wie man von … vergewaltigt werden sollte“, und in der Regel sind es Muslime, auf die sie sich beziehen, fügte Schmidt-Nielsen hinzu, die sich regelmäßig für die Unterstützung von in Dänemark lebenden Minderheiten einsetzt.

Helle Jacobsen, Koordinatorin für Geschlechterfragen bei „Amnesty International Dänemark“, sagte, dass es schwierig sei, Ermittlungsergebnisse zu erzielen, indem Online-Drohungen oder Belästigungen bei der Polizei angezeigt werden. „Dennoch ist Online-Missbrauch ernst und wichtig zu nehmen, und es muss darauf reagiert werden“, sagte Jacobsen.

„Die Polizei und die Strafverfolgungsbehörden sollten besondere Ressourcen für die Prävention und Untersuchung von Online-Gewalt und Belästigung von Frauen bereitstellen“, meinte die „Amnesty“-Koordinatoren.

„Wenn das nicht öffentlich angesprochen wird, könnte das Problem langfristige Konsequenzen für die Anzahl weiblicher Vertreter in der Politik haben“, sagte Kvinfo-Direktorin Henriette Laursen. „Unsere Forschung legt nahe, dass es ein ernstes Problem für unsere Demokratie und Freiheit darstellt“, sagte Laursen hinzufügend. „Wir sollten Online-Missbrauch sehr ernst nehmen, weil es mit der Repräsentation von Frauen in der Politik verbunden ist: Weibliche Politiker sind Vorbilder für jüngere Frauen, die darüber nachdenken, in die Politik zu gehen“, sagte sie.

Laursen ist absolut davon Überzeugt, dass wenn die Debatte so hart und sexistisch gegen Frauen geführt wird, wird es sich absolut negativ auf die Entwicklung von Frauen in der Politik auswirken.

von

Günter Schwarz – 10.03.2018